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Emotionen und Gefühle als Energie betrachtet

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1. Stufe - Änderung der Sicht

Auf der Persönlichkeitsebene geht es mir darum, dem Meditierenden zu helfen, wieder in Kontakt mit den eigenen Emotionen und Gefühlen zu kommen. Danach können wir uns auch wieder erlauben, unsere Emotionen auszudrücken und somit noch mehr zu befreien und unsere Gefühle gegenüber der Außenwelt zuzulassen.

Befreien heißt, die Verdrängungen oder Blockierungen, die wir uns in der Vergangenheit durch Schmerzvermeidung zugezogen haben, zu erkennen und Möglichkeiten zu schaffen, sie zu lösen. Am besten gelingt dies natürlich in einer regelmäßigen Therapie. Wir müssen wieder den Mut entwickeln, auf die Emotionen zu achten, emotional zu reagieren und eventuell auch den Emotionen zu gehorchen bzw. ihnen zu folgen. Die humanistischen Therapieformen sind dafür besonders geeignet. (Gestalt- und Gesprächstherapie, Bioenergetik usw.)

Doch auch die von mir empfohlenen Übungen (siehe CDs) ermöglichen es hervorragend (durch den Kontakt mit der Empfindungsebene), dass sich die blockierten Emotionen öffnen können. Dann fühlen wir uns, durch die auftauenden Energien der Emotionen im unteren Bauchraum, nicht nur lebendiger und vitaler, sondern auch klarer und intuitiver im Kopf.

Gefühle wieder finden heißt: Wir kommen wieder in Kontakt mit den im Brustraum eingefrorenen Gefühlen. Zu Beginn ist dies zwar in mehrfacher Hinsicht sehr schmerzhaft, doch die Belohnung folgt automatisch. Wir empfinden nun das Leben farbiger. Auch vorher übersehene Kleinigkeiten bieten sich unserem neu entwickelten Schauen an und Beziehungen mit anderen Menschen werden tiefer und zarter.

2. Stufe - Auftauen der Blockaden

Haben wir, als Bewusstsein, Kontakt zu der Empfindungsebene, so beginnt ein völlig neuer Umgang mit der Emotion und den Gefühlen. Auf der Empfindungsebene nehmen wir wahr, wie eine Emotion entsteht und wie sie uns bewegt. Genauer ausgedrückt: Wir nehmen wahr, wie sie sich in uns bewegt. Wir stellen dann fest, dass es sich nur um eine „sich bewegende Energie“ im Unterbauch handelt. Wir stellen auch fest, dass es sich um eine starke, grobe Energie handelt. Da sie so grob und stark ist, wurde uns in der Kindheit beigebracht, sie zu blockieren. Wir schluckten den Frust hinunter, lernten sie zu blockieren und entgingen somit den Repressalien der Erwachsenen. Den Kindern wird diese Methode schon früh beigebracht und nennt sich dann Erziehung. Die Folge davon ist, dass uns als Erwachsene diese Vitalenergie nicht mehr zur Verfügung steht. Mehr noch, wir verbrauchen zusätzlich Energien, um diese Blockade aufrechtzuerhalten.

Diese Blockaden sind in uns wie Eisbrocken. Die entsprechenden Körperteile werden nun nicht mehr ausreichend mit der feinstofflichen Energie versorgt und somit entwickeln sich über Jahre diverse Krankheiten.

Ich bin überzeugt, dass wir unsere emotionalen Energien in 90 % aller Fälle, mit unserem Willen und mit Hilfe der Atmung unterdrücken können, indem wir das Zwerchfell blockieren. Dann wird, wie oben angedeutet, die Blockade als Verdrängung zum Problem.

Bekommen wir als Bewusstseinswesen auf dieser zweiten Stufe wieder Kontakt mit den eingefrorenen Bereichen, sind wir oft verunsichert und ängstlich, denn nun ahnen wir, welche Kräfte in uns lauern. Doch diese Phase müssen wir durchstehen. Wir müssen einsehen lernen, dass dies keine fremden Mächte sind, sondern unsere bisher nicht mehr wahrgenommenen und aktiven Kräfte. Freuen wir uns also an jeder leichten Bewegung in uns. Haben wir diese Einstellung erreicht, verliert sie ihre beängstigende Auswirkung.

3. Stufe - Reinigungsphase

Sind wir schließlich darin geschult, die emotionale Energie in unserer Tiefe wahrzunehmen und fließen zu lassen, so dreht sich der bisher beschriebene Vorgang um. Die emotionalen Energien schmelzen oder reißen sogar die Blockaden weg. Das ist oft „seelisch“ sehr schmerzhaft, denn alter eingefrorener Schmerz, altes Leid oder alte Trauer werden gleichzeitig frei und müssen durchlebt werden. Dieses Aufbrechen geht oft mit äußerlich wahrnehmbaren Zuckungen einher. Das macht auch wieder Angst. Doch wenn man diesen Vorgang vom Energetischen her betrachtet, und sich nicht von der Angst übermannen lässt, empfindet man gleichzeitig eine stille, tiefe, ergreifende Freude in sich wirken. Auf dieser Stufe gilt es nur noch, darauf zu achten, dass die alten Verdrängungsmechanismen nicht wieder die Oberhand erlangen. Auf dieser Entwicklungsstufe wäre eine regelmäßige Therapie (wöchentlich) nicht mehr nötig.
Auf jeden Fall fühlt man sich nach solch einer Reinigungsphase lebendiger, frischer und klarer als jemals zuvor. Das Leben scheint plötzlich wieder wesentlich mehr Sinn zu haben und reicher zu sein.

4. Stufe - Meditative Phase

Als vierte Stufe bezeichne ich die Ebene, in der die Blockaden weitgehend gelöst sind. Eine grundlegende Voraussetzung dazu ist die Erdung, d.h. dass wir in unserem Empfindungsbewusstsein, so geschult sind, dass die beginnende Aufwallung der emotionalen Energien stets wahrgenommen wird. Diese Arbeit hört für uns (im Alltag Meditierende) nie auf. Doch auf dieser Stufe gibt es keine Angst mehr vor den starken emotionalen Energien. So können wir uns getrost jeder unangenehmen und angenehmen Situation stellen, ohne uns vor den natürlichen inneren Reaktionen zu fürchten. Wir haben eine vorher nie gekannte Vitalität und Gelassenheit erreicht.

Doch was entdecken wir dann?
Wir entdecken dann, wie faszinierend wir von der Natur konstruiert sind. Wir entdecken dann, dass die Emotion ein eingepflanzter Mechanismus ist, der uns helfen soll, zu überleben. Dieser Mechanismus ist allerdings nur in seinem Kern zu verstehen, wenn wir uns als Steinzeitwesen betrachten. Die damaligen Menschen brauchten in ihrer Welt die emotionale Vitalkraft, um kraftvoll zu fliehen oder anzugreifen. So hat die Emotion im Grunde in unserer heutigen Zeit, mit ihrem engen sozialen Netz, keinen Platz mehr. Heute dürfte es in Wirklichkeit nur noch Gefühle geben. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Erzählung in der Bibel über das Wunder von Jesus am See Genezareth diesen Symbolcharakter hat, denn das Wasser ist in der Esoterik das Synonym für die emotionale Ebene. (Er lief über das Wasser und gebot den Winden –Luft ist ein Synonym für die Gedanken- still zu werden.)

Was ist der Unterschied zwischen Emotion und Gefühl?
Die Emotion entsteht, wie oben angedeutet, immer tief im Becken. Das Gefühl befindet sich immer in der Brust. Die Emotion ist auf Flucht und Angriff programmiert, sie ist also ein existentieller Part des Überlebens. Das Gefühl bezieht sich stets nur auf energetischen Austausch mit anderen. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob gegenüber einem Menschen, einem Tier, einer Pflanze oder ergreifenden Ereignissen jeglicher Art. Auch das Gefühl bewegt uns und bewegt sich in uns, doch seine Energie ist viel feiner und kennt keine Wut. Sie kennt bewegende Trauer und Schmerz, doch vor allem Wärme und eine erfüllende Freude.

Die Quelle der Emotion
Sie liegt wie schon erwähnt, tief im Becken. Sie hat einen unmittelbaren Kontakt zu den Muskeln des Dammes und dem Ringmuskel des Anus. Insofern gehört sie zu den unteren Chakren. In dieser Ebene wohnt das Urvertrauen, aber auch die Todesangst.
Sind wir nicht bedroht oder „auf der Jagd“, so ist der Ringmuskel des Anus auch nicht verspannt. (Es sei denn, wir haben neurotische Ängste.) Die Folge ist, dass die emotionale Energie stets durch ein Tor zwischen Anus und Steißbein, über die Beine, in die Erde abfließen kann. Entsteht nun eine Situation, die wir nicht mögen, von der wir uns bedroht fühlen (oder sind wir gegenüber der Außenwelt in einer Angriffsposition), so verschließt sich dieses Tor mit Hilfe des Ringmuskels. Der Abfluss ist nun verschlossen. Über die Nebennierenrinde und deren Hormone wird weitere Energie mobilisiert. Schließlich zwingt uns diese Energie, sie über grobmotorische Aktionen der Beine, der Arme und der Stimme in Bewegung umzusetzen. Wir nennen dies dann Wut, Zorn, tierische Angst, entsetzliche Trauer. Wir stoßen Beleidigungen und Flüche aus. Unsere Gedanken sind hell wach und blitzschnell. Doch dies geschieht nur bei echter existentieller Not und diese ist in unserer Gesellschaft sehr selten.

Meistens geschieht nach den ersten Sekunden folgendes:
Wenn wir genauer hinzuschauen gelernt haben, entdecken wir, dass die neurotischen Konstruktionen des Gehirns sofort Bilder aus der Erinnerung produzieren, um Lösungen für die Situation zu finden. Fortan sind es also nicht mehr „unsere“ Gedanken. Es sind überwiegend Gedankenkomplexe und Bilder aus vergangenen, nicht bewältigten Situationen, die die emotionale Energie besetzen und uns nun heimsuchen. Daher kommt es, dass wir oft im Nachhinein nicht mehr verstehen, warum wir dieses oder jenes in der betreffenden Situation gesagt oder getan haben.