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Der Umgang mit dem Mentalen

Unter Mental versteht man in der spirituellen Welt jegliche Form des Denkens, des normalen Erkennens und der Verarbeitung des über die Sinne Wahrgenommenen. Was uns als meditierende Alltagsmenschen interessieren sollte, ist der Umgang mit der Art dieses Denkens.

Viele unserer Probleme und Beschwerden entstehen durch dieses hektische, unkontrollierte Denken. Unser Mental (Energie des Denkens) ist stürmisch und rastlos, diese Rastlosigkeit überträgt sich auf den emotionalen, den feinstofflichen, sowie physischen Körper. Aus den daraus sich entwickelnden Spannungen entstehen Beschwerden mannigfaltigster Art.
Durch unsere Identifikation mit dieser Art des stürmischen Denkens und den daraus zwangsläufig entstehenden Gesamtzustand, erkennen wir unser Inneres und die Außenwelt nicht mehr wie sie sind. Die Wahrnehmung ist getrübt, oft verfälscht. Wir erzeugen in uns Vorstellungen, die wiederum unser Handeln in objektiv falsche Bahnen lenken.
Ein Teufelskreis entsteht.

Diesen Teufelskreis können wir durch wenige Stunden, ein Wochenende oder den normalen Urlaub nicht durchbrechen. Darum habe ich vor Jahren schon Meditationswochen eingerichtet. Wir haben natürlich die Möglichkeit, uns allein zurückzuziehen und mentale Übungen zu machen. Aber das ist für die meisten unter uns viel zu schwierig. In diesen Meditationswochen sollen die teilnehmenden Menschen die Gelegenheit haben, ein wenig auch zur mentalen Ruhe zu finden und wenigstens eine Ahnung davon bekommen, was nicht denken bedeuten könnte.
Diese mentale Ruhe ist letztendlich die eigentliche Voraussetzung für eine fruchtbare Meditation, aber auch Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Wir müssen einsehen lernen, dass jede Vorstellung -"j e d e"- auf Annahmen beruht, die mit dem eigentlichen Leben rein gar nichts zu tun haben. Jede Vorstellung ist lediglich eine mehr oder weniger gute Landkarte unseres Lebens. Das Schlimme ist, dass wir die Ereignisse unseres Lebens an den Vorstellungen messen. Das heißt, wir kehren den ganzen Vorgang um: Wir machen unsere Vorstellungen zum Fixpunkt und leiden automatisch darunter, dass das Leben diesem Fixpunkt nicht entspricht.

Wie stark diese Auswirkungen sind, kann nur der Erfassen, der einmal erlebt hat, wie reich unser erlebendes Sein ist, ohne die Gedanken.

Was ist an dem Nichtdenken so schwer?
Es ist die Macht der Gewohnheit. Von Kindheit an werden wir von den Erziehungspersonen an unserem Denken gemessen. Jede Handlung wird auf das Denken zurückgeführt und kontrolliert. Wer seine Handlung nicht auf das Denken bezieht, wird als dumm angesehen. Spontaneität ist somit Dummheit. Besinnlichkeit ist Dummheit. Daraus entwickelt sich die Gewohnheit und Sicht, dass das Denken das eigentliche Leben, der eigentliche Wert des Lebens, ist. Das Denken ist nicht mehr eine Hilfe sondern das Ziel. Wie schwer es ist nicht zu denken, merken wir erst, wenn wir uns vornehmen, nicht zu denken. Die Gedanken entstehen trotzdem. Sie beherrschen uns und lassen uns nicht zur Ruhe kommen. Sie zwingen uns ihrer, nicht unserer Logik zu folgen. Es ist harte Arbeit und so geben die meisten irgendwann auf und bleiben in den alten Illusionen eingesperrt. Nicht wir haben gesiegt, sondern die Gewohnheit des Denkens. Diese Gewohnheit ist so stark ausgeprägt, dass wir echte Erkenntnisse sofort mit unserem Denken zerpflücken. Echte Erkenntnisse sind ganzheitlich und wirken auf allen unseren Ebenen. Das Denken kann sie nicht erfassen, höchstens wirkungslos machen.
Wir verlieren durch diese falsche Sicht unser Selbst aus den Augen und begnügen uns mit einem behelfsmäßigen Sein. Das ist dann so, als würde ein Baum auf seine Wurzeln und den Stamm verzichten und als Ast weiterleben wollen.
Wir vergessen den eigentlichen Sinn unseres Lebens und entwickeln Pseudoziele an deren Erreichen wir unser Wohlergehen und unsere Zufriedenheit messen.

Fazit:
So finden wir auf keinen Fall, was wir uns am sehnlichsten Wünschen: Glück, Ruhe und Zufriedenheit.

Übung:
Wir setzen uns hin und stellen uns vor, dass die Gedanken wie Schneeflocken um den Kopf herum kreisen. Dann lassen wir die Schneeflocken nach unten ins Becken und die Erde sinken. Wir spüren an unserem Empfindungsbewusstsein, dass viele Verspannungen sich lösen, dass das Denken seine Hektik verliert und ruhiger wird. Nun beobachten wir, verankert im Empfindungsbewusstsein, wie die Gedanken entstehen und wieder vergehen. Wir schulen uns, die Lücke zwischen den einzelnen Gedanken zu finden und "schlüpfen" durch diese Lücke hindurch. Hier ist Kraft und Stille. Nun müssen wir lernen, diese Kraft und Stille wertzuschätzen. Tun wir letzteres nicht, verlieren wir uns in Bruchteilen von Sekunden wieder ins Denken.
Ein Schlusswort für die Ungeduldigen: Zu dieser Übung brauchen wir Jahre, ehe wir ein definitives "Ergebnis" erkennen oder erreichen. Unsere Persönlichkeit zieht dann als Ganzes mit und ändert sich unmerklich. Wir werden lebendiger und heiler.