Wie Oben So Unten

Den Körper öffnen

Zum Verständnisses der Vorschläge und Übungen dieser Webseite, möchte ich noch einmal eine Ortsbestimmung einschieben.

Die größte Schwierigkeit für uns Menschen des Westens – die im Alltag leben – liegt in unserem Ego. Für eifrig Meditierende erscheint das Ego oft als etwas sehr Negatives. Diese Einstellung stimmt für mich nicht.

Was verstehe ich unter Ego?
Das Ego ist die Summe der erlernten Mechanismen (im „positiven“ wie auch im „negativen“ Sinn) zuzüglich Selbsterhaltungs- und Selbstbehauptungstrieb.

Dieses Ego wird in unzähligen (oft von Mönchen geschriebenen) Büchern negiert. Das ist aus der Sicht der mönchischen Meditation richtig.
Bleiben wir im normalen Erwerbsleben, brauchen wir das Ego, denn es hilft uns, schnell - aus alten Erfahrungen heraus - Entscheidungen zu treffen und für uns, so wie für andere, kalkulierbar zu sein. Das Ego macht die Bewältigung unseres Lebens einfacher.

Es ist jedoch gleichzeitig ein Gefängnis, wenn wir uns mit ihm identifizieren. Auf die Identifikation müssen wir somit achten. Wenn wir 30 – 40 Jahre lang in diesem Gefängnis gelebt haben, werden wir eine riesige Angst haben, in die Freiheit entlassen zu werden. Das zwar Einengende, aber Vertraute, ist unser Zuhause geworden. Hier liegen meiner Ansicht nach die Hauptschwierigkeiten für den Meditierenden.

Mir geht es darum, eine neue Dimension in uns zu wecken und zu fördern, die wir im Westen nicht kennen (siehe die Zentralübung „Das Erden“ und „Im Alltag“).
Dies ist natürlich ein langwieriger Prozess, doch wir bleiben arbeitsfähig (das Ego bleibt aktiv), und parallel dazu schnuppern wir mehr und mehr an einer inneren Freiheit. Wir lernen, in zwei Welten gleichzeitig zu leben. Diese beiden Welten ergänzen sich mehr und mehr. Die zweite Welt nenne ich einfach Empfindungsbewusstsein, da sie eng mit der „körperlichen“ Empfindung verbunden ist.

Allmählich tritt mit Hilfe des Übens die absolute Identifikation mit dem Ego zurück, und wir erkennen sein Wirken. Nun gibt es Zeiten, in denen wir das Ego brauchen, dann lassen wir es zu; es gibt aber auch Zeiten, da erholen wir uns von ihm. Dann genießen wir unser Sein.

Die Mechanismen werden als Weg genutzt

Das Ego hat in uns ganz bestimmte, individuell unterschiedliche Muster erzeugt. Unsere Denkweise, die Art und Weise unserer Gefühle und Emotionen und unser körperlicher Zustand werden weitgehend vom Ego bestimmt. So müssen wir beachten, dass normalerweise unser Glücklich-Sein oder Unglücklich-Sein leider nicht von unserem Sein abhängt, sondern von den Mustern in uns, also dem Ego.

Nun gilt es, uns von diesen Mustern unabhängig zu machen. Da es für mich neben den individuellen Mustern auch generelle, auf alle Menschen anwendbare Muster gibt, biete ich sie auf diesen Seiten als Forschungsgegenstände an.

Geht man geschickt damit um, so werden aus diesen Mustern Lösungsmöglichkeiten für unseren inneren Weg. Der Kommentator in uns erkennt die Mechanismen. Der Beobachter in uns akzeptiert sie als gegeben und das Bewusstsein vertieft sich meditativ in diese Mechanismen und Muster hinein.

Ich beschränke mich hier auf die Ebene des Körpers. Das Gleiche gilt jedoch für die Emotionen und die stets wieder kehrenden Gedanken.

Noch ein Hinweis: Die meisten Übungen werden im Liegen, manche im Sitzen durchgeführt. Die genauen Anleitungen dazu befinden in den Texten der CD.