(12.10.1993)
In den ersten Jahren meiner Arbeit mit den Menschen rege ich sie an, den Zugang zu den Grundenergien ihres Körpers zu
finden. Das erreichen wir durch die verschiedensten Übungen:
Dazu zählen Bewegungsübungen, Atmung, Vorstellungen (Imagination), Zentrierungs- und Erdungsübungen.
Immer steht der Raum des Körpers im Mittelpunkt.
Das erste Ziel dieses Weges besteht darin, den Kontakt mit der verdrängten vitalen und emotionalen Kraft wieder
finden, die oft in der Kindheit verdrängt werden musste. Sie ist identisch mit der Chikraft, der Lebenskraft in uns.
Diese Energie ist wie Ton, den wir feucht halten müssen und dadurch in immer neuen Formen gestalten oder gar mit dem
restlichen Ton wieder verschmelzen lassen können. Lassen wir den Ton eintrocknen, brechen die Formen bei
Gewaltanwendung auseinander. Das wäre der Vergleich mit dem verfestigten Ego. Das Klammern an diese vertrockneten
Formen erzeugt unsere Ängste.
In der folgenden Beschreibung eines Weges halte ich mich stark an das Buch von Richard Heckler, da in ihm die Bedeutung dieser ersten Stufe ausgezeichnet erarbeitet wurde und jeder die Gelegenheit haben soll, sich immer wieder neu in seinem Buch theoretisch zu orientieren.
Zentrieren
Erden
Sich - Ausbreiten
Energie mobilisieren und strukturieren
Energie mischen
Wieder in den bewussten Kontakt mit dem Körper zu treten ist eine Grunderfahrung unseres Erwachsenseins. Dazu gehören die Akzeptanz der energetischen Zustände in uns und Aufmerksamkeit (Gewahrsein)
Wichtige Gründe für diesen Ansatz:
Es gibt viele Techniken mit unserer Erregungskraft in Kontakt zu treten, doch
die Einstellung oder Sicht ist das wichtigste bei jeder Technik.
Man kann die Beschäftigung mit dem Körper in drei Kategorien einteilen:
Wir sind der Körper und wir sind auch mehr als der Körper. Durch den Körper nähern wir uns dem wesentlichen Kern unseres Wesens.
Durch die Empfindung des Körpers wird er zum Tor für feinere Bewusstseinszustände. Durch ihn können wir die Prinzipien des Lebens und der Kreativität entdecken. In der Arbeit durch den Körper betrachten wir den Körper als die Gestalt unserer Erfahrung (Koordinatenkreuz), in der die emotionale, intellektuelle, spirituelle und physische Gestalt vereint sind. Hier finden wir den Raum in dem die Weisheit des Gefühls, des Mitgefühls und der Intuition vereint sind.
GEERDETSEIN ist Sache und Ausdruck des Geistes, unserer Aufmerksamkeit und der Energien und der Art, wie sich diese im Körper bewegen.
Im tiefsten Sinn ist das Ziel einer solchen Arbeit, dem Universellen Geist oder der universellen Energie, die alles vereint und die Quelle allen Lebens ist, zu erlauben, unser Leben zu lenken und uns Einsicht zu schenken.
Wenn wir mit unserem Körper Kontakt aufnehmen, treten wir in Selbsterkenntnis
und Selbstentdeckung ein. Dadurch erscheinen Gestik, Haltung, Einstellungen
und Gefühle in einem neuen Licht, und wir erfahren, dass Energie die Grundlage
unseres Lebens ist. Die Gedanken werden dabei nicht abgewertet, sondern in unser
WIE integriert. Wie wir tatsächlich sind, in unseren Handlungen, Einstellungen
und im Umgang mit anderen, bildet die Basis für das Erfahrungslernen. (Tibetischer
Ansatz: Das äußere Mandala spiegelt das geheime Mandala über
das innere, den Körper.)
Wenn wir unsere Ideen und Meinungen verkörpern, können wir auf einer
tieferen Ebene erfahren, wer wir wirklich sind und wer wir werden können
und haben unseren Lehrmeister immer zur Verfügung: uns selbst. In jeder
Situation, sei sie schwierig, erfreulich, langweilig, steht uns rund um die
Uhr das Werk-zeug zur Verfügung, das wir brauchen, um unsere Entscheidungen
zu fällen, ein Risiko einzugehen, eine Wahl zu treffen und zu reagieren.
Wenn wir gelernt haben, mit unserer Erregungskraft umzugehen, kommt ein Teil
von uns zum Tragen, der äußerst reich ist an Wissen und Kreativität.
Energie ist gleich Erregungskraft, gleich Lebens- oder Heilkraft. Sie führt
uns in tiefere, befriedigendere Schichten unseres Selbst. Dazu ist es notwendig,
sich auf den inneren Prozess des Lebens hinzuwenden. Dann wird Identität
und Lebendigkeit weniger abhängig von äußeren Situationen. Jemanden
durch den Körper begleiten, heißt, sehen, wie er seine Energie zurück hält,
ausdrückt und wie er sie erweckt. So wie jemand mit seiner Energie in Fühlung
ist, so tritt er mit der Welt in Kontakt.
Wenn wir durch den Körper arbeiten, nehmen wir mit der Person und ihrer
Energie Kontakt auf über Gesten und Bewegungen, über den Klang der
Stimme, ihren Wunsch nach Nähe oder Ferne, ihrer Haltung, ihrer Reaktion
auf Druck und die Art, wie sie ihre Vorstellungen und Gedanken in Handlungen
umsetzt.
Ein Hauptanliegen ist es also, der betreffenden Person zu helfen, in ihrem Körper zu leben. Der wichtigste Schritt dabei ist, die Aufmerksamkeit auf die Empfindungen zu lenken. Ob diese nun heiß, kalt, hart, weich, schwer, leicht, rau oder weich sind, wenn wir sie wahrnehmen, beginnen wir uns mit dem Körper zu verbinden. Wenn diese Verbindung einmal hergestellt ist, können wir Gefühle wie Freude, Glück, Wut oder Trauer spüren. Oder wir können Energiezustände wie Fließen, Vibrieren, Pulsieren, Strömen und die Aura wahrnehmen. Sobald unsere Aufmerksamkeit im Körper ist, beginnen wir uns mit unserer Energie zu verbinden. Die Energie lehrt uns über unsere Richtung und unseren Lebenssinn. Wenn wir aus der Energie heraus reagieren, reagieren wir aus dem ursprünglichen Teil von uns heraus. Handeln aus uns heraus und nicht aus Ideen, sozialen Vorstellungen oder als Antwort auf Erwartungen der anderen. Dies bereichert unseren Ausdruck und unsere Lebendigkeit.
Unsere Energie ist unser Lebendigsein. Sie ist der Stoff, der unserem Leben
Kontinuität verleiht. Sie ist der Fluss, der Sinn und Bedeutung in unser
Alltagsleben trägt. Wir haben Gedanken, Bilder, Erinnerungen, Empfindungen
und Emotionen, die in diesem Fluss geboren und von ihm genährt werden.
Energie ist der tiefe Ozean, aus dem die Wellen, unser Leben, quillt. Sie ist
die Basis unserer Existenz und der Grundstoff unserer Erfahrung. Treten wir
in Kontakt zu ihr, wird aus dem materiellen Körper ein gelebter Körper.
Lassen wir uns auf das Spüren ein, verlassen wir den Kopf und begeben uns
in unser eigenes Fundament.
Wir können dieses Lebendigwerden auf viele Arten erleben: als Schub, wenn
wir überrascht und plötzlich aufgeschreckt werden, oder als Kribbeln,
Vibrieren und Fließen in Teilen oder im ganzen Körper, als Wärme,
als Druck, als Zittern, als Orgasmus.
Das Pulsieren im und um den Körper ist unser Energiefeld. Energie ist eigentlich
nichts besonderes. Sie ist der Kitt, der alles zusammenhält und uns mit
unserem innersten Kern verbindet. Wir haben in den letzten Jahrhunderten dieses
Wissen und Erleben nur vergessen.
Achtsamkeit oder Aufmerksamkeit (Gewahrsein)
Über die Schulung der Achtsamkeit lernen wir aufmerksam für
unsere Umgebung und gleichzeitig für unseren inneren Prozess zu werden.
(äußeres, inneres und geheimes Mandala.) Aufmerksamkeit als Bewusstsein
ist die Grundvoraussetzung für das Lebendigwerden im Körper. Sie bestimmt
zugleich unser Lernen und unsere Entwicklung. Wenn wir auf das achten, was wir
tun, und zwar nur achten, nicht reflektieren, sind wir schon dabei zu lernen
und unterstützen gleichzeitig den Lernprozess. Die Aufmerksamkeit ist das
Steuerruder, das unser Schiff durch die Welt lenkt. Sie gibt uns die Richtung
und verbindet uns mit dem Energiefluss, der uns bewegt. Aus dem aufmerksamen
Wahrnehmen entsteht das Erwachen, das uns über die üblichen Träume
hinaushebt. Unser Leben wird reicher, durch innere Fülle, wenn wir dieses
Wachsein pflegen, denn es sagt uns, wer und was wir sind. Voraussetzung ist,
dass wir uns mit dem Leben im Körper identifizieren.
Um körperlich wahrzunehmen, was wir fühlen, berühren, schmecken,
hören, atmen, sehen und denken, müssen wir unsere Aufmerksamkeit
vom Analysieren und Erinnern auf das Fühlen
und Spüren verlegen.
Sobald Aufmerksamkeit in unserem Körper ist, sind unsere Handlungen belebt
und kraftvoll. Ohne Aufmerksamkeit ist unser Leben mechanisch; wir handeln zwar,
doch sind wir nicht wirklich bei uns selbst. Wenn die Wachheit fehlt, können
wir zwar unsere Arme um einen anderen Menschen legen, wir übermitteln aber
nur den Schatten jener Wärme, die aus wirklichem Kontakt entsteht.
Die Aufmerksamkeit ist unser Geburtsrecht, sie ist immer da, wir müssen
nur in direkten Kontakt kommen, wie mit der Energie, damit wir sie benützen
können.
Wenn wir lernen, sie zu lenken, kann sie uns helfen, Sinn und Ganzheit zu verwirklichen.
Zwei Prinzipien sind dabei wichtig:
I. Die Aufmerksamkeit kann gelenkt werden. Sie ist flexibel und nicht beschränkt auf ein bestimmtes Sinnesorgan. Sie durchtränkt die Sinnesorgane mit Präsenz und Lebendigkeit. Wie ein kräftiger Laserstrahl kann sie in alle möglichen Richtungen in und außerhalb von uns gerichtet werden. Es ist, als ob wir einen Selektor hätten, mit dem wir uns auf verschieden Kanäle einstellen können. Sie verankert uns im ewigen NUN.
II. Sie kann bestimmte Situationen beleben oder ihnen Leben entziehen, denn
sie zieht Energie an. Wo wir die Aufmerksamkeit hinlenken, wird die Energie
nachfolgen. Ein Beispiel: Haben wir im Körper Schmerzen, versuchen wir
instinktiv die Aufmerksamkeit davon abzuziehen, wir lenken uns ab.
Damit wird zwar der Schmerz geringer, aber die Ursache des Schmerzes bleibt
und die abgezogene Energie kann ihre heilende Arbeit nicht vollziehen. Nehmen
wir den Schmerz an, wird er zwar stärker, haben wir dann den Mut, auch
dies zu akzeptieren, verschwindet er schließlich und auch die Ursache
des Schmerzes wird aufgehoben.
Die Aufmerksamkeit birgt also gewaltige Möglichkeiten zur Heilung und zum
Lernen in sich.
Ein Beispiel: Wenn man in Gedanken an eine frustrierende Situation gefangen
ist, kann man versuchen, die Aufmerksamkeit von den Gedanken weg auf den Atem
zu lenken. Man soll dabei gar nichts besonderes mit dem Atem tun, nur dabeibleiben,
sich achtsam hinein sinken lassen. Sobald die frustrierenden Gedanken wiederkommen,
geht man zurück zu den Gefühlen und Empfindungen des Atems, der durch
Bauch, Körper und Nase strömt. Es sollen nicht etwa Gefühle oder
Gedanken unterdrückt oder negiert werden, sondern es ist eine andere Möglichkeit,
mit Sorgen und Unruhe umzugehen. Auf jeden Fall verliert sich dabei das Übermaß,
das durch unsere Vorstellungen erzeugt wird und wir kommen zu der realistischen
Ebene der Situation. Die dann eventuell schmerzhafter erlebt wird, da wir sie
nicht mehr manipulieren, aber nun lösbar wird. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit
auf das richten, was lebensfördernd und kreativ ist, wird dieser Teil von
uns genährt. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Negatives, wird dies
genährt. Nietzsche:
„Wenn wir zu lange in den Abgrund schauen, fallen wir hinein.“
Wenn wir die Aufmerksamkeit schulen, treten wir nach und nach in Kontakt mit einer Intelligenz, die zur Quelle unseres Lernens werden kann. Aufmerksamkeit ist somit die Voraussetzung für Lernen und Wandlung.
Erfahrung
Im Körper leben und durch den Körper leben ist für innere
Erfahrungen unabdingbar. Dann können wir lernen aus eigenen Erfahrungen
heraus zu sprechen und zu handeln und sind nicht mehr so abhängig von äußeren
Normen und unseren Vorstellungen wie es und wie wir sein sollten. Wir müssen
so auf das Leben reagieren lernen, dass Erfahrungen vertieft werden. Wir lernen
dann mit unserer Erregungskraft in der Erfahrung zu sein. Das gibt uns ein Gefühl
der Stärke und Ganzheit und wir verlieren uns nicht mehr so in Projektionen.
So können wir Schmerz, Frustration, Unzufriedenheit, Wut und Ängste
in Kraft umfunktionieren und diese Erfahrungen werden zu inneren Haltungen.
Wenn wir in unserem Körper sind, dann werden wir zu Lernenden. Wir können
aus Situationen, aus unserer Erfahrung, aus dem Leben lernen. Wenn wir nicht
im Körper leben, in dem unsere Erfahrungen gespeichert sind, können
wir nur routinemäßig lernen und mechanisch reagieren.
Indem wir unsere Aufmerksamkeit nach innen wenden, ziehen wir uns nicht zurück, sondern beleben uns selbst. Wir spüren zum Beispiel die Energie der Wut mehr als deren Inhalt. Anstatt nur um uns zu schlagen, sind wir nun fähig, uns dieser Energie zu öffnen. Wir sind nun nicht mehr an die Form gebunden, sondern sind frei für klarere Entscheidungen. Diese neue Erfahrung führt mit der Zeit zu einer völlig neuen Haltung uns selbst und dem Umfeld gegenüber. Alles kann uns genommen werden, diese Freiheit jedoch nicht.
Die drei Schritte der Wandlung
Auf der ersten Stufe lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf einen gewissen
Körperteil und treten mit den jeweiligen Empfindungen in Kontakt. Wenn
wir das beherrschen, können uns die Körperteile Rückmeldung über
emotionale, strukturelle und funktionelle Zustände geben. Unsere verspannte
Schulter kann uns zum Beispiel sagen, dass wir Angst haben. Oder vielleicht
fällt uns auf, dass unser schmerzendes Knie eigentlich von der Verkrampfung
in den Lenden herrührt. Wir sind nun zwar in Kontakt mit dem Körper,
aber wir leben noch nicht in ihm. Er ist wie ein neuer Freund, den wir kennen
lernen.
Auf der zweiten Stufe wird das Leben im Körper zum Seinszustand. Der ganze
Körper befindet sich im Zustand der Aufmerksamkeit. Wir konzentrieren uns
nicht auf einen Punkt oder einen Teil von ihm, sondern erfahren uns als lebendiges
Ganzes. Wir beginnen, unsere Handlungen und Werte körperlich zu leben.
Nun sind wir wirklich fähig, uns zu entspannen, und dadurch strahlen wir
energetische Präsenz aus.
Auf der dritten Stufe wird der Körper zum Weg. Wir beginnen, Fähigkeiten
wie Hellsehen und Heilen, die der Körperintuition entspringen, zu entwickeln.
Dies bedeutet, dass wir die Prinzipien des Erdens, Zentrierens, Sich-mit-Energie-Vermischens
und Wahrnehmens so weit integriert haben, dass wir sie im sozialen, emotionalen
und spirituellen Leben brauchen können. Nun sind wir eins mit der Energie,
die durch uns strömt. Wir sind unser Körper und gleichzeitig sind
wir mehr als unser Körper. Wir nehmen uns selbst und andere als pulsierende,
magnetische Energiefelder wahr.
Diese drei Stufen greifen ineinander über, sie sind in der Praxis nicht
so klar abgegrenzt, doch helfen sie uns zu verstehen, was es heißt, im
Körper zu leben.
Emotion
Es ist wichtig immer klarer sich der Empfindungen bewusst zu werden
und seine Entscheidungen aus dem Empfinden heraus zu fällen. So ist Wut
ein Tor zu tieferen Energien und Bedürfnissen. Schuldgefühle halten
uns in der Welt der Normen und Vorstellungen fest und trennen uns von der Erregungskraft.
Wir frieren regelrecht ein oder trocknen aus. Schuldgefühle sind ein Trick
unseres Egos. Durch sie brauchen wir uns mit dem eigentlichen emotionalen Schmerz
nicht auseinander zu setzen.
Es gilt also einen SPÜRSINN für Gefühle und Empfindungen zu wecken.
Es ist berauschend und befreiend zu entdecken, wie Gefühle und Gedanken
aus einem unerschöpflichen Energiestrom kommen und dann zu erfahren, wie
wir an ihrer Gestaltung teilhaben können, und dass wir nicht mehr bedingungslos
von ihnen beherrscht werden. So finden wir mit der Zeit einen ganzheitlichen
und einheitlichen Ausdruck und leben aus dem vollen LEBEN heraus
Die Art wie wir fühlen, denken, uns ausdrücken und in Beziehung gehen,
spiegelt
unser Energiesystem wieder. Es bedeutet in erster Linie, die Muster der Erregungskraft
und den energetischen Rhythmus des Ausdrucks wahrzunehmen, bevor wir auf die
kognitive Ebene gehen. Im Zentrum steht die unmittelbare Erfahrung und die Art
der Energie steht im Vordergrund: Gleichgültig, vage , lustlos, emotional,
mental, körperlich, flache Stimme, flacher Atem; es ist wichtig die Aufmerksam
auf das lenken, was in unsere Wahrnehmung tritt, ohne es verändern zu wollen.
In der Arbeit mit dem Körper tritt man mit drei „Ebenen” einer Person in Kontakt :
- mit ihrer aktuellen Situation, mit dem , was sie jetzt ist.
- mit ihren historischen Mustern, die sie zu dem gemacht haben, was sie heute
ist.
- und mit ihrer Zukunft oder dem, was sich nun an Ausdruck und Vitalität
verkörpern will (die ist meistens das, was in der Vergangenheit unterdrückt
worden ist.) Ausschlaggebend ist die unmittelbare Erfahrung.
Denken und Erziehung
Die heutige Erziehung führt zu Distanz, die anderen werden zum Objekt.
Die Erregungskraft wird in Gedanken, Vernunft und Logik kanalisiert. Wir sind
Meister im Manipulieren von Konzepten. Wir sind Zuschauer des Lebens geworden
und nicht mehr Mitspieler.
Die Schule lehrt uns Fakten und gibt uns Ansätze, in der Gesellschaft
zu bestehen.
Aber wie gehen wir mit schwierigen Situationen und Zeiten der Wandlung um?
Die Empfindungskraft des Körpers leitet uns an, uns selbst bei den eigenen
Geburten, im Reifungsprozess und den unzähligen kleinen Toden während
des Lebens Hebammendienste zu leisten. In Fühlung mit unserer Erregungskraft,
die Körper, Gedanken und alles Lebendige formt, haben wir die Möglichkeit,
unser Leben ganzheitlich kennen zu leben. Durch den Körper lernen wir,
dem unendlichen Meer der Erregungskraft, das uns bewegt, zu vertrauen und auf
seine Bewegungen zu antworten. Solange wir in Gedanken leben, können wir
zwar klare Denker werden, doch verkümmert dabei unsere Fähigkeit,
mitfühlend, intuitiv und auf eine echte, empfundene Art mitteilsam zu sein.
Denken ist nicht an sich schlecht. Wenn die Gedankenwelt nicht zum Ausweichen
benützt wird, kann der Ideenaustausch mit anderen sehr bereichernd und
sinnvoll sein. Wenn aber diese Welt der Symbole, Gedanken, Bilder und Visionen
nicht in der lebendigen Erfahrung verankert ist, wird sie zur leeren Hochstapelei.
Ideen sind gut, doch bedeuten sie wenig, wenn sie nicht verkörpert werden.
Dann werden wir zu rigiden unspontanen Menschen.
Das Sollte und Muss ist dann im Vordergrund.
Dann sind die Rollen, die wir annehmen, Kinder unserer Ideen und nicht unsere
gelebten Erfahrungen. So werden wir abgelenkt von dem, was uns eigentlich befriedigen
und erfüllen würde. Und wenn wir dann merken, dass wir nicht zu unserem
Idealbild geworden sind, werden wir üblicherweise depressiv, verteidigen
unsere symbolische Identität aggressiv oder beschuldigen Eltern, Ehegatten
oder Institutionen für unser Versagen. Leute, denen der Körperbezug
fehlt, werden - durch Übernahme der gesellschaftlichen Vorstellungen -
zu Waisen ihrer selbst.
WANDLUNG und die 5 Stufen der Wandlung
Lernen ist ein Wandlungsprozess. Damit wir lernen können, müssen
wir zu einem gewissen Grad, das loslassen können, was wir zu sein und zu
wissen glauben. Wir lernen beim Übergang von dem, was wir sind, zu dem,
was wir werden können, und erhalten dabei die Möglichkeit, auch zu
sehen, wie wir lernen. - Veränderung der Identifikation. Dass Wandlung
natürlich ist, sogar kreativ sein kann, widerspricht den Vorstellungen,
die in unserer Kultur vorherrschen. Uns wird eingeschärft und von uns erwartet,
dass wir Wandlung als etwas Schreckliches ansehen, wegen der Verwirrung, die
oft mit Wandlung einhergeht. Verkniffene Oberlippe, edle Märtyrer und Augen
zu, sind die anerkannten Methoden mit Veränderung umzugehen.
Deshalb haben in den Industrieländern so viele Krankheiten, die mit Stress
und Angst zu tun haben, epidemisches Ausmaß (Rückenschmerzen). Veränderung
und die damit verbundene Trauer kann man aber auch annehmen und als Gelegenheit
wahrnehmen, etwas loszulassen, was für die weitere Reise nicht mehr von
Nutzen ist.
Da unser Erziehungssystem Wert auf das Vermitteln von Konzepten legt, erhalten
wir eine eher statische Vorstellung von der Realität und lernen nicht,
wie man Veränderungen durchleben kann. Wenn wir unserem Körper- und
Energieerleben Beachtung schenken, lernen wir allmählich, unseren eigenen
Prozess sowie Prinzipien der Wandlung überhaupt zu verstehen.
Die Sprache des Körpers sagt uns, wann es Zeit ist, unsere Gefühle
auszudrücken, und wann wir sie still nach innen nehmen sollen. Sie zeigt
uns wann wir uns abblocken, oder aus Angst zusammenziehen.
Diese Möglichkeit Schwierigkeiten körperlich anzugehen, nenne ich
die Anatomie der Wandlung. Es geht um das Loslassen von Altem, damit Neues Gestalt
annehmen kann.
Der Weg durch die Wandlung ist ein organischer Prozess der Heilung und Erziehung,
der dazu führt, dass wir uns tiefer und verbindlicher auf unser eigenes
Leben einlassen. Er befasst sich mit dem ÜBERGANG vom
Alten zu dem, was neu entsteht. In diesem Prozess geht es um das Vertrauen in
die Weisheit unserer Energie, vor allem in Zeiten des Drucks und der Konflikte.
Hier führt Heckler die 5 Stufen der Wandlung ein:
Zentrieren, Erden, Eingehen und Verschmelzen, sinnvolles Handeln und Vereinigung.
Diese Stufen sind einfach und direkt erfahrbar, sie sind Seinszustände
und jeder Stufe ist auch ein gewisses Maß an Kraft eigen. Wenn man dieser
Kraft unterliegt, bleibt man unter Umständen auf dieser Stufe stehen.
Diese Stufen dürfen nicht statisch verstanden werden. Sie fließen
ineinander und bauen aufeinander auf. Sie ergänzen sich und wechseln sich
je nach Situation. permanent ab.
I. Zentrieren
Das Zentrieren ist der Ausgangspunkt für unseren Weg durch die Wandlung.
Es ist eine faszinierende Aufgabe für das WAS IST bereit zu sein. Durch
das Zentrum (ich nenne es Säule) kann diese Bereitschaft gedeihen. Zentriertsein
bedeutet grundsätzlich Körperpräsenz. Auf ihr bauen die anderen
Körperzustände auf. Sie ist gewissermaßen das körperliche
und energetische Basislager.
In Zeiten der Krise und des Umbruchs sind wir oft voll gestopft mit Vorstellungen darüber, was geschieht und was geschehen sollte. Wir reagieren dauernd und sind unfähig zu agieren. Das Zentrum ist der Bezugspunkt, nach dem wir uns richten können. Aus einer zentrierten Haltung heraus müssen wir uns fragen: „Bin ich bereit und offen für die aktuelle Situation?“ Wenn wir hilflos im Meer unserer Projektionen und Erinnerungen hin- und hergespült werden, dann ist das Zentrum ein Ankerplatz.
Zentrieren bedeutet letztendlich, den Körper ganzheitlich zu erleben,
uns selbst als Schwere, Zeit und Raum zu erfahren.
Das Zentrieren wird in den verschiedenen Kulturen auf verschiedene Weise gesucht.
Im Zen ist es das Hara = zwei Fingerbreit unter dem Nabel, als Mitte unserer
Schwerkraft und als Quelle von Ki. (Bauch)
Den Sufis ist das Herzzentrum wichtig, wo sich Mitgefühl und Hingabe entfalten
können. (Brust)
Den Hindus ist das dritte Auge (Kopf) wichtig, das sich ein wenig oberhalb der
Nasenwurzel befindet und als Zentrum der spirituellen Transzendenz gilt.
Die Säule schließt alle drei Bereiche und zwei weitere mit ein.
Für Hetty ist der Punkt zwei Finger breit über dem Schambein wichtig,
da er jenseits von Emotion und Ego liegt. Haben wir uns dort verankert, können
wir von hier die anderen Zentren öffnen. Diese Zentren stehen mit bestimmten
Energiequalitäten in Verbindung und sind auf dem Weg unserer Selbstentfaltung
kraftvolle Bezugspunkte.
Letztendlich ist der ganze lebendige Körper das Zentrum.
Da wir durch den Körper arbeiten, ist Zentrierung immer möglich, ungeachtet von Haltungen, körperlichen Behinderungen oder Umgebung. Letztendlich ist Zentriertsein ein innerer subjektiver Zustand, der durch den Körper seinen Ausdruck findet. Wir können uns aus unserem Zentrum heraus hinlegen, sitzen, ein schlafendes Kind tragen, Geschirr spülen oder Auto fahren. Zentriertsein ist eine Haltung uns selbst gegenüber, die durch die Beschränkungen unseres gelebten Körpers zustande kommt und durch die wir uns in unserem Körper und in der Situation präsent fühlen.
Das Zentrum ist eher ein Bezugspunkt, auf den wir immer zurückgreifen können, um ganzheitlich auf Lebenssituationen zu reagieren. Hier dürfen wir nicht stehen bleiben. Das Zentriertsein ist wie ein Tor, durch das wir zu unseren tieferen Bedürfnissen und Bewusstseinszuständen vorstoßen. Es ist nicht Selbstzweck, und so brauchen wir nicht ständig an seiner Perfektionierung zu arbeiten.
Wenn wir uns spüren können - Empfindungen, Temperaturen, Gewicht, Rhythmus der Erregungskraft und auch Schmerzen -, dann ist der Zustand des Zentriertseins sicher nahe oder sogar schon da.
Gefahren: Zentriertsein verleiht auch Kraft. Die schlechteste
Haltung, die daraus entspringen könnte ist:
„Ich bin eine zentrierte Person, deshalb werden mich die Veränderungen
nicht berühren.“ Das bedeutet ein Verlust von Offenheit und Flexibilität.
Das lässt die Leute zwar stark, aber distanziert werden. Der narzisstische
Anteil wird verstärkt: Ich bin das Zentrum von mir und der Welt. Alles
dreht sich um mich. Wenn dann die Möglichkeit des Zentrierens abhanden
kommt, bricht alles zusammen und die Menschen sind dann nicht mehr als ein Häufchen
Elend.
Wir sollten uns daran erinnern, dass uns die Kraft des Zentrums helfen kann,
wenn wir uns verloren und verängstigt fühlen. Aber wir dürfen
uns nicht auf den Phänomenen des Zentriertseins ausruhen.
II. Erden
Wenn Zentrieren bedeutet, dass wir unsere Energiequelle benützen,
dann stellt Erden die Verbindung zu den Qualitäten und Möglichkeiten
dieser Energie her. Die Erdung stellt sich ein, wenn man die Energieströme,
Gefühle, Empfindungen, aber auch Gedanken, die eine Veränderung auslösen,
nach unten fließen lässt.
Die Energie, die in einem Umbruch als Verwirrung frei wird, kann als Erdungskraft
verwendet werden. Ist es die Einsicht: Ich bin verwirrt, dann spüren wir
dieser Verwirrung im ganzen Körper nach. Dann lassen wir ihre Energie nach
unten fließen. Wir befinden uns im Nun, in der lebendigen Wirklichkeit
unserer Situation. Das Erden holt uns aus unseren Gedanken und Vorstellungen
und verbindet uns mit der Erde und der Schwerkraft. Durch das Erden werden die
Dinge fassbar und konkret. Wenn wir zulassen, dass ein Energieschub frei durch
die Beine in die Erde fließt, dann werden wir verankert und können
aus unserem aktuellen Sein anstatt aus der erworbenen Tendenz heraus reagieren.
Es liegt eine Weisheit in der Erregungskraft, die in Zeiten des Wandels durch
uns fließt. Es ist wichtig, die Weisheit körperlich zu erfahren,
dass sie uns erden kann, und wir aus dieser Erdung heraus handeln können.
Man kann Erdung in den Füßen spüren, die fest auf dem Boden
stehen, oder im Gesäß, das fest auf dem Stuhl sitzt. Während
sie mit jemandem sprechen, bleiben wir stets mit den Empfindungen und Energien
in Füßen, Beinen und Gesäß in Kontakt. Wenn wir sprechen
und zuhören, dann soll dies aus dem Gefühl der Verwurzelung heraus
geschehen.
III. Eingehen und Vermischen
Nachdem wir uns Zentrum und Boden erarbeitet haben, können wir
uns den Zuständen des Eingehens und des Vermischens zuwenden. Damit stoßen
wir zum Kern unserer Verwirrung und Wandlung vor. Auf den Ersten beiden Stufen
haben wir gelernt, uns zu öffnen. Sie stellen die Vorbereitung dar. Diese
Stufe nun erfordert unsere aktive Teilnahme am Wandlungsprozess. Wir reagieren
nicht mehr bloß auf unseren inneren Prozess, wir lassen uns jetzt durch
äußere Handlungen in die aktuelle Situation verwickeln. Wir lassen
uns auf Hindernisse ein oder gehen darauf zu und vermischen uns mit seiner Energierichtung.
So gestalten wir uns aktiv und im Vertrauen auf die Intelligenz der Körpersignale.
Immer wieder neu überlassen wir uns dem Wandlungsprozess. Wie immer auch
die Situation beschaffen ist, durch das Daraufeingehen und das Vermischen können
wir uns den Fluss der Energie und der Ereignisse nutzbar machen.
Eingehen
Die Lösung steckt im Kern des Problems und die Energie des Angriffs
von außen beinhaltet die Lösung. Wir dürfen also keinem Angriff
ausweichen, uns aber auch nicht im Vordergrund des Angriffs verfangen. Wir bewegen
uns auf die ankommende Energie zu, nehmen sie auf, lassen uns von ihr klären
und reagieren aus der Weisheit unseres Inneren. Dann können wir frisch
und kreativ auf jede noch so unangenehme Situation eingehen. Das geht nur, wenn
wir offen und einfühlend bei uns selbst bleiben.
Wenn wir uns unserer eigenen Neurose oder unangenehmen Situation zuwenden, können
wir sinnvoll mit uns und unseren Konflikten arbeiten. Sobald wir aufhören,
vor dem, was uns Angst macht, davonzulaufen, können wir Verantwortung übernehmen
für unsere Projektionen und gelangen direkt zum Kern unserer selbst und
unserer Lage. Wichtig ist noch, wenn wir auf diese Weise auf etwas eingehen,
werden wir stärker und verletzlicher zugleich.
Vermischen
Vermischen hat nichts mit Nachgeben oder kriecherischer Unterwürfigkeit
zu tun. Es ist ein aktives Teilhaben, das uns in Zeiten des Umbruchs und der
Krise Kraft gibt. Es ist zwar gekennzeichnet durch Hingabe und Geschehenlassen,
doch keinesfalls durch Resignation, denn es geschieht aus dem Zentrum und aus
der Erdung heraus. Das Verschmelzen mit der Energierichtung ist eine Form des
aktiven Zulassens (und Zuhörens), des aktiven Nichtwiderstehens. Das Ziel
ist jedoch keinesfalls zu kämpfen, oder Konflikte anzuzetteln, sondern
Konflikte aufzulösen.
Gefahren
Wenn wir lernen, uns auf den Kern unserer eigenen Erfahrungen einzulassen
und uns damit zu vermischen, kann das dazu führen, dass wir auch die Vorgänge
in anderen Leuten, in Organisationen und Systemen wahrnehmen und danach erkennen.
Das ist eine natürliche Erscheinung und an sich kein Problem. Doch wenn
die Verlockung dieser Macht so groß wird, dass wir dauernd das Spielchen:
„Ich weiß, was du tust, ich habe dich durchschaut“ treiben,
haben wir unseren eigenen Pfad verlassen.
IV. Sinnvolles Handeln
Auf der Stufe des sinnvollen Handelns vertiefen wir unsere Körpererfahrungen
und bereichern unser Leben mit einer weiteren Ebene der Lebendigkeit und Vitalität.
Sinnvolles Handeln kann positiv oder rezeptiv sein. Seine Leitprinzipien sind:
Sichausbreiten (positiv); Zulassen, Entspannen und Zeitgefühl (rezeptiv).
Auf dieser Stufe können wir die eigene Kraft entfalten, ohne die Bedürfnisse
der anderen aus den Augen zu verlieren. Wir wissen, wie weit wir uns ausbreiten
und wie viel wir empfangen können. Entspannen und Zeitgefühl sagen
uns auch, wann es Zeit ist zum Handeln und wann nicht.
Dem liegen keine Vorstellungen zu Grunde, wie wir sein sollen, sondern Körpererfahrungen,
die aus dem Leben und dem unmittelbaren Handeln entstehen. Das heißt mit
anderen Worten, dass der Ausgangspunkt für das sinnvolle Handeln weiterhin
der Körper ist und nicht kulturelle oder moralische Vorstellungen. Setzen
Sie sich als Übung einfach auf den Stuhl, zentriert und geerdet. Gehen
Sie nun auf die Richtung des Sitzens ein und vermischen Sie sich damit. Stellen
Sie sich nun auf feinere Schwingungen ein, benützen Sie das Sitzen als
Übungsfeld. Wie können Sie erreichen, dass Sitzen so mühelos
und ganzheitlich wie möglich wird? Können Sie Ihre Wirbelsäule
aufrecht und entspannt halten und zugleich Brust und Bauch weich und offen lassen?
Kann ihr Atem zu einer Welle werden, die Ihre Wirbelsäule sanft massiert?
Können Sie so aufstehen, dass Ihre Bewegungen harmonisch, zentriert, geerdet
und der Situation angepasst sind? Diese Fragen deuten die Seinsweise an, die
den Kern dieser Stufe ausmacht.
Sich Ausbreiten (positiv)
Wir sind positiv, wenn wir unsere Energie auf eine positive Weise ausbreiten.
Wenn wir aufgefordert werden, eine positive Haltung einzunehmen, werden wir
meistens aggressiv und steif und lehnen uns nach vorne. Auf der Gefühlsebene
verwechseln wir positiv oft mit dickköpfig und ehrgeizig. Das ist falsch
verstandene Positivität und gehört zu dem verbreiteten narzisstischen
Verhaltensmuster, das ausdrückt: „Ich ziehe meine Sachen durch,
ob du mitmachst oder nicht.“ Die Erfahrung des Positiv-
seins macht man allerdings nicht dann, wenn man die Grenzen eines anderen missachtet,
um das eigene Territorium zu vergrößern. Positivsein ist ein Ausdruck
des Lebens, durch den weder ein anderer beherrscht noch unterdrückt wird.
( Dies ist das, was wir in unserer Therapieausbildung ständig als Grundlage
einüben. Auch das Folgende gehört dazu.)
Zulassen ( rezeptiv)
Rezeptiv ist ein sanfter und sensibler Lebensausdruck, doch nur in seiner positiven
Ausprägung. Es besitzt eine Anziehungskraft, die magnetisch wirken kann.
Es entspricht der Yin-Energie, die oft mit Mond, Intuition, Nachgeben und Mutter
in Verbindung gebracht wird. Falsch verstandenes Rezeptivsein sehen wir bei
Leuten, die einfach unentschlossen sind.
Für die Übungen, die das Rezeptivsein fördert, ist es wesentlich,
einen verlässlichen Boden und ein gutes Zentrum zu schaffen, ohne dies
bleibt Rezeptivsein etwas Mulmiges und Kraftloses. Wenn Erdung und Zentrum da
sind, hat es eine Qualität, die Einflüsse zulassen kann, ohne dass
wir unsere Grenzen oder das Selbstwertgefühl aufgeben müssen.
Ich hoffe, dass jeder von euch im Laufe der Zeit bis zu diesem Punkt gekommen
ist oder noch kommt. Den nächsten Schritt werden wahrscheinlich nur wenige
gehen. Denn dies ist ein ganz entscheidender Schritt, den eine Gruppe nur als
Erlebnis haben kann, der aber als Seinszustand für den Einzelnen ungeheure
Anforderungen stellt.
V. Vereinigung
Auf das sinnvolle Handeln folgt die Stufe der Vereinigung mit unserer Wandlung.
Wir verkörpern nun die Wandlung so weit, dass wir nicht mehr von ihr getrennt
sind: wir sind die Wandlung. Der Wandel ist vollzogen, und wir sind nun, ohne
zu zögern oder zu urteilen ein Kanal für die Energie, die durch uns
hindurchströmt. Wir empfinden Freude, gemischt mit der Ehrfurcht, fest
auf unseren Füßen zu stehen und die Vereinigung mit uns selbst und
der Situation zu feiern. Vereinigung unterscheidet sich grundsätzlich von
den anderen Stufen, da sie mehr ein Zustand als ein bewusstes Handeln ist. Sie
ist nicht leicht zu beschreiben, weil wir uns in diesem Zustand nicht eigentlich
selbst beobachten. Aufmerksamkeit ist zwar vorhanden, doch ist sie sich ihrer
selbst nicht bewusst. Wir sind in diesem Zustand eine Art Übermittler oder
Kanal für die Energie, die gleichzeitig unser Innerstes und die Welt berührt.
(Hier begegnen sich das äußere und das geheime Mandala im
inneren Mandala.)
In der Vereinigung beobachten wir uns nicht und denken nicht über unsere
Handlungen nach. In der Vereinigung überlassen wir uns ganz dem Energiestrom
in uns. Wir geben uns hin. Wir sind voll und ganz unser eigener Ausdruck. Wenn
wir Liebe ausdrücken, sind wir verkörperte Liebe; wenn wir traurig
sind, sind wir verkörperte Trauer; und wenn wir die Hand ausstrecken, dann
geschieht es ohne Rückhalt oder Urteil - wir sind physisch, gefühlsmäßig,
intellektuell und geistig das Handausstrecken geworden.
Bis dahin hat unsere körperliche Teilnahme am Wandel darin bestanden, Gefühl
und Wahrnehmung zu vertiefen und zu schärfen. Unsere Fertigkeiten haben
nun ihr volles Potenzial erreicht. Es gilt nun, die Struktur loszulassen und
mit ihrem Zweck Fühlung aufzunehmen. Dann befinden wir uns in der reinen
Form der Intuition.
Der Zustand der Vereinigung hilft uns auch, uns an unsere spirituelle Natur
zu erinnern; in ihm werden Gefühle wie Ehrfurcht, Wunder, Freude, Sinn
und Zweck angesprochen. Wir spüren unser Bedürfnis nach dem, was größer
und universeller ist als unsere Egospiele des Kampfes, der Manipulation und
Macht. Vereinigung ist mehr als eine bloße Idee von unserer spirituellen
Natur. Sie ist eine Körpererfahrung, die sich als Direktheit und Offenheit
in unseren Alltag überträgt.
Wenn wir in einem Zustand der Vereinigung sind, sind die Vorgänge in unsern
Zellen, unsere Handlungen und Gedanken rhythmisch im Einklang mit einer höheren
Ordnung.
Der Rhythmus der Erregungskraft
Die Qualitäten, die jeder Stufe innewohnen sind Erwachen, Wachsen, Fülle
und Erfüllung. Hier eine Zusammenfassung über Hecklers Definition:
Jeder von uns hat seinen eigenen energetischen Rhythmus oder Stil.
Dieser bestimmt, wie wir Kontakt schaffen,
wie wir uns in Umbruchzeiten bewegen,
wie wir arbeiten oder spielen,
wie wir Dinge gestalten
wie wir unsere Tage verbringen.
Am offensichtlichsten zeigt sich unser Stil in neuen Situationen, wo wir uns
tendenzmäßig entweder sofort ausbreiten oder zurücknehmen.
Unsere erste Reaktion ist in jeder Situation dieselbe. Sie kann einen Bruchteil
einer Sekunde dauern, doch sie ist da. Das ist die erworbene Tendenz. Aus dieser
Anfangsbewegung nach außen und innen, gehen wir im Idealfall zu unserem
Rhythmus der Bewusstseinskraft über.
Unsere Bewusstseinskraft mit ihrem rhythmischen Pulsieren durchläuft vier
verschiedene Phasen :
Das Erwachen, das Wachsen, die Fülle und die Erfüllung.
Wir können diese vier Phasen als Leitfaden betrachten, an dem wir beobachten können, wie wir energetisch mit uns selbst umgehen.
Unsere Erregungskraft durchläuft im Körper die Jahreszeiten: Geburt
und Erwachen, Wachstum und Aufbau, Reife und Fülle und zuletzt Ausdruck
und Vollendung.
Durch die erworbene Tendenz, die in unserer Vergangenheit entstanden ist und
nun unsere Reaktionsmuster prägt, ist unser Rhythmus aus dem Gleichgewicht
geraten Irgendwann während unserer Entwicklung mussten wir alle einen Teil
von uns verkümmern lassen, damit andere Teile wachsen und sich entwickeln
konnten. Deshalb sind wir in gewissen Teilen stärker und in anderen schwächer.
Es gilt diese Teile herauszufinden.
ERWACHEN
Wenn wir uns bemühen, das rechte zu tun, werden wir steif und verbissen.
Unsere Kreativität erlischt.
Erst wenn wir die natürliche Neugier und Lust am Forschen des Kindes zurückgewinnen,
oder zulassen können, gelangen wir in unsere Mitte und kommen in Kontakt
mit unserer Erregungskraft.
Wir spüren dann die Energie, die durch unsere Beine strömt, das Kribbeln in unserer Hand und auch, wie wir den Atem zurückhalten oder loslassen. In Zeiten des Umbruchs fehlen uns häufig diese einfache Neugier und das Interesse, die für den Lernprozess so wichtig sind. Neugier und Interesse sind die Schlüssel zu unserem Erwachen. Wenn wir der Neugierde nachgeben, beginnen wir, uns zu erwecken und zu inspirieren.
Wenn wir uns energetisch erwecken, antworten wir auf Impulse, Wünsche und Bedürfnisse. So, wie die ersten Erfahrungen mit der Schwerkraft das Kind begeistert (Treppen steigen) und seinen Entdeckerdrang wecken, so beginnen wir, die Reaktionen unserer Erregungskraft auf Wünsche und Bedürfnisse zu entdecken.
Es gibt Zeiten der Ruhe, in denen wir schauen und lauschen, wer wir sind. Und es gibt Zeiten, in denen es notwendig ist, unseren Wünschen und Bedürfnissen nachzugeben. Dies ist der Weg der Leidenschaft. Wir bringen alles, was wir sind, in unsern persönlichen Prozess ein und lassen daraus eine würzige, reichhaltige Suppe entstehen.
Unser Erwachen regt Kontakt und Anpassung, die beiden Instrumente der menschlichen
Evolution an.WACHSEN
Wir alle kennen Leute, die dauernd voller Ideen sind, aber wenig oder keine
Durchhaltekraft haben. Sie sind wie Novasterne, die einen Moment in hellem Glanz
aufleuchten und dann erlöschen.
Das Wachsen der Erregungskraft und der Spannung, die nötig ist, damit eine Idee Gestalt annehmen kann bleibt aus. Die Energie verdichtet sich nie zu einer Gestalt. Wenn wir in einem solchen Kreislauf der Nichterfüllung gefangen sind, werden wir frustriert und beginnen, die anderen für den ausbleibenden Erfolg zu beschuldigen.
Ob wir die erweckte Energie aufbauen, den Kontakt zu ihr intensivieren können, hängt von unseren Fähigkeiten ab, mit ihr in Kontakt zu bleiben, das Strömen, Aufwallen, und Vibrieren weiter in unserem Körper zuzulassen. Wenn wir uns selber sabotieren, weil wir die eigenen Gefühle nicht aushalten können, sabotieren wir vermutlich auch die anderen, sobald sie mehr von sich selber fühlen.
Man kann das Wachsen der Energie und den Aufbau der Energieschranken durch das Spannen und Entspannen der Muskeln erleben.
Wir müssen lernen, die Energieströme in unseren Zellen und Muskelfasern zu achten und nichts anderes zu tun, als mit ihrer Kraft und Bewegung in Kontakt zu bleiben.
DIE FÜLLE
Die Fülle ist der Moment, in dem unser Vorwärtsstreben nach Wachstum
und Ausdehnung zur Ruhe kommt. Unsere Energie ist nicht mehr im Suchen und Wachsen
begriffen, sondern reift, indem sie sich innerhalb ihrer Begrenzungen ausbreitet.
Vielleicht erleben wir unser Reifen in unserem persönlichen Wachstum, in
unserem Beruf, in einer Beziehung oder Handwerk. Wir erleben es da, wo wir spontan
sagen können: „Ich weiß, wie man dies tut, und ich tue es gern.“
Nach dem Anwachsen unserer Erregungskraft tritt eine Festigung ein. Wir erleben
die Schranken, die uns halten, als lustvoll und erfüllend. Der Vorwärtsdrang
lässt nach, und wir nehmen uns an, wie wir sind. Wenn wir das Erwachen
und Wachsen unserer Energie mit einer wachsenden Pflanze vergleichen, dann entspricht
die Zeit der Fülle der Entfaltung der Blätter nach außen.
Wir müssen uns ermahnen, unsere Fülle zu genießen und zu kosten. Sonst entladen wir uns ständig und verwurzeln uns nicht in unserer Erfahrung. Unserem Leben fehlt dann die Tiefe und Fülle. Wir werden wie Wasserläufer, und bleiben auf der Oberfläche eines reichen, tiefen Wassers.
ERFÜLLUNG
Die kreative Befriedigung, die dem Abschluss einer Sache innewohnt, entspringt
unserer energetischen Erfahrung und nicht unserem Denken. So wie das Abschießen
eines Pfeiles Platz macht für den Nächsten, ist auch der Abschluss
eines bestimmten Kontaktzyklus das Ende einer Formwerdung und macht einem Neubeginn
Platz.
Dieses Beenden ist für die meistens äußerst schwierig. Sie
sind vom Rhythmus ihrer Erregungskraft abgeschnitten und reagieren meistens
auf eine der drei folgenden Arten:
- sie schließen mit einer Kurzschlusshandlung ab, was noch nicht beendet
ist;
- sie überdecken ein Ende mit unangemessener Anhänglichkeit;
- oder sie versuchen, etwas am Leben zu halten, was eindeutig zu Ende ist.
Viele klammern sich z.B. an Wut und Ressentiments gegen die Eltern, damit sie die Verantwortung des Erwachsenseins nicht auf sich nehmen müssen. Solange wir klammern, können wir andern die Schuld für die verpasste Erfüllung zuschieben.
Das Beenden oder Abschied nehmen ist ein natürlicher Teil unseres Energierhythmus,
ohne den nichts Neues Gestalt annehmen kann. Vollenden wir das Alte nicht, sind
unsere Neuanfänge umzingelt von den Geistern der Vergangenheit.
Wenn wir Angst haben vor unserem Gefühlsleben oder gelernt haben, gewisse
Gefühle unter Verschluss zu halten, ist es uns nicht möglich, etwas
ganz abzuschließen.
Wenn wir in unserem Leben viele unvollständige Gestalten haben, um den
Begriff von Fritz Perls zu brauchen, signalisiert unser Körper dies auf
verschiedene Arten . Wenn sich jemand über Kopfschmerzen, Verstopfung,
Krämpfe, Sehschwierigkeiten, Kreuzschmerzen beklagt, dann sollte er sich
fragen: „Was habe ich nicht abgeschlossen? Woran halte ich fest? Auf
welche unabgeschlossenen Gestalten will mich mein Körper aufmerksam machen?“
Bei Abschlüssen, die durch unsere Energie gelenkt werden, sind wir dann
fähig zu sagen: „Diese Gestalt mag meine Erregungskraft nicht mehr
zu halten“ oder „Was mich einst genährt und gelehrt hat, begeistert
und interessiert mich nicht mehr.“
Schlussbemerkung für die Teilnehmer meiner Gruppen
Wie ihr gemerkt habt, geht Heckler überwiegend von der Körpererfahrung
aus. Emotionen und Denken berührt er nur nebenbei. Das kommt von seinem
Aikidoweg. Wenn er oft acht Stunden am Tage übt, gehen die Emotionen und
Gedanken automatisch mit. Wir aber müssen auch diese beiden Instrumente
intensiv „bearbeiten“. Darüber werde ich demnächst ausführlich
schreiben. Ich hoffe, dass ich es auch tue und kann. (Wie die Webseite beweist,
habe ich es getan!)
In unserer Arbeit sind das Erden, Eingehen, Vermischen und Handeln bisher im Vordergrund gewesen. Doch wir sollten das Zentrieren mit der Zeit im Vordergrund halten. Damit bündeln und krönen wir das bisher erreichte und erst dann können wir, - wer will - , einen entscheidenden Schritt weiter gehen.