Eine Standortbestimmung für Meditationslehrer!
(Text vom 8. 11. 2003)
Echte Meditation ist so etwas Ungewöhnliches im Rahmen unserer Gesellschaft, das ich mich oft gefragt habe, warum wir überhaupt meditieren. Ich denke, jeder Meditierende sollte sich hin und wieder diese Frage stellen.
Bei mir kann ich mich genau erinnern, dass ich mit zwanzig schon einmal den
Impuls hatte zu meditieren. Ich kaufte mir ein Hatta-yoga-buch, denn damals
war Hattayoga ein Synonym für Meditation (So wie heute fälschlicher
Weise Zen-sitzen ein Synonym für Meditation geworden ist). Ich versuchte
nach den Anleitungen des Buches vorzugehen, doch bald wandte ich mich wieder
ab. Dann schlief dieser Drang fast 20 Jahre. Während meiner Ausbildungszeit
zum Gestalttherapeuten hatte ich sehr ungewöhnliche mystische Erlebnisse,
und ich wurde neugierig, was das denn sei. Es entstand eine regelrechte Jagd
nach den mystischen Erlebnissen, bis ich dann zu Hetty Draayer kam. Ich war
von ihrer Ausstrahlung so beeindruckend, dass seitdem das Meditieren der Schwerpunkt
meines Lebens wurde. Ich stellte fest, dass ich gar nicht anders mehr konnte.
Aber wohlgemerkt, für mich ist Meditation nicht stilles Sitzen. Darüber
habe ich an anderer Stelle schon geschrieben.
Als nächstes fiel mir ein, dass ich bis zu meinem 14. Lebensjahr regelmäßig
in die Kirche ging, obwohl meine Eltern nie die Kirche betraten und mich nie
dazu aufforderten. Sie hinderten mich allerdings auch nicht daran. Und wenn
ich mich heute an diese Zeit erinnere, so war es ein selbstverständlicher
Drang.
Aus diesen subjektiven Erfahrungen heraus denke ich, dass wir aus dem Inneren
den Drang haben, uns auf die Suche zu machen. Dies ist die Vorgabe und das Entscheidende.
Gehorchen wir diesem Drang, wird ein bis dahin unbewusstes Wissen in uns wach,
dass die Selbstwahrnehmung, die Bewusstwerdung unserer Selbst (die „suchende
Selbstfindung“), die Sinnhaftigkeit unseres Lebens ausmacht.
Im Allgemeinwissen unserer Gesellschaft versteht man anscheinend unter Meditation
Ausgeglichenheit zu finden und ruhiger zu werden. Für sie ist Meditation
ein Mittel wie Joggen oder Gymnastik. So ist es müßig, solchen Menschen
etwas von Meditation zu erzählen. Sie verstehen es nicht. Für den
ernsthaft Meditierenden ist es also genau umgekehrt. Der Antrieb kommt nicht
von der Persönlichkeit, um etwas zu erreichen sondern aus seiner Tiefe.
Dieser Tiefe steht dann die Persönlichkeit entscheidend im Wege. Dadurch
entwickelt sich in den ersten Jahren des Meditierens ein ungeheurer Kampf zwischen
dem Drang der Tiefe und der Persönlichkeit, dem sogenannten Ego, das den
Drang kontrollieren möchte.
Wir sollten also davon ausgehen, dass es neben den drei Schwingungsebenen Körper,
Emotion und Mental (Denken), aus denen unsere Alltagspersönlichkeit besteht,
noch weitere, wesentlich feinere Schwingungsebenen in uns gibt. Diese Ebene
oder Ebenen wollen sich in der Welt ausdrücken. Sie erzeugen den Drang
zum Meditieren. Wehren wir uns dagegen, so geht es uns insgesamt schlecht oder
wir werden sogar krank.
Ich habe schon oft erlebt, dass sich Menschen in wenigen Wochen äußerlich
radikal gewandelt haben. Erst vor kurzem kam ein 75jähriger, der eine Odyssee
durch die Ärztelandschaft hinter sich hatte. Doch die Neurologen und Psychiater
fanden nichts (Was übrigens für sie spricht). Wenige Übungen
und eine Änderung der Sicht verwandelten ihn radikal. Jetzt strahlt er
für jeden wahrnehmbar. Aus dem extrem introvertierten Menschen ist ein
Kleinod der Menschheit geworden. Den einzigen Fehler, den er gemacht hatte war,
die Signale aus seinem Inneren falsch zu deuten. Nicht die Bücher und das
Ansammeln von Wissen war seine Aufgabe, sondern für suchende Menschen da
zu sein. Wohlgemerkt: Sein Da-Sein reicht aus, Menschen zu helfen. Und ich bin
sicher, sie werden ihn finden.
Seine Alltagspersönlichkeit spielt ab jetzt nur noch eine untergeordnete
Rolle. Sie wird nur noch zum Handeln und Agieren benötigt. Seine Tiefe
und die Ausstrahlung dieser Tiefe werden die Menschen zu ihm führen. Bei
ihm dauerte es nur wenige Wochen, aber das ist eine absolute Seltenheit. Bei
anderen dauert es Jahre. Warum? Weil der Abstand zu den Bedürfnissen der
Alltagspersönlichkeit noch nicht gefunden wurde. Dieser Drang, sich mit
den Bedürfnissen zu identifizieren, ist so mächtig, dass ich ihn sehr,
sehr ernst nehme. Und ihm gilt der größte Teil meiner Artikel dieser
Webseite.
Fassen wir zusammen:
Was ist für eine echte Meditation ausschlaggebend?
Der Drang aus dem Inneren
Die Begegnung mit einer beein-druckend-en Persönlichkeit
Gezielte Methoden
Die Auseinandersetzung mit den Persönlichkeitsmerkmalen
Was geschieht, wenn wir einer beeindruckenden Persönlichkeit begegnen?
In dieser Persönlichkeit wirkt die Tiefe. Seine Alltagspersönlichkeit
steht nicht mehr im Wege. Unsere Tiefe fühlt sich erkannt und wird wach.
Da diese Tiefe nichts Objektives ist (Sie ist ein Teil von uns.), fühlen
wir uns erkannt und in dieser Tiefe angesprochen. Das „Da-sein“
des Gegenüber reicht also aus. Missionsarbeit ist demnach völlig unsinnig.
Nun beginnen die Gewohnheiten der Alltagspersönlichkeit zu wirken, und nur das macht die ganze Meditationsarbeit so hart und schwer, doch auch dafür sind der Meditationslehrer und seine Hilfe entscheidend. An diesem Punkt ist natürlich das Wissen und Können des Lehrers mitentscheidend.
Durch unser wissenschaftliches Denken besteht die Gefahr, dass wir die Meditation
als Methode sehen. Das ist sie demnach nicht. Nur die jeweiligen Übungen
sind Methode. So ist an dem Beispiel des 75jährigen gut zu erkennen, dass
man nicht einfach einen 75jährigen zu mir schicken könnte, um ihn
zum Strahlen zu bringen.
Nicht ich habe etwas mit ihm gemacht, sondern er hat etwas in mir gefunden.
Der Meditationslehrer hat also nur die Aufgabe, an sich meditativ weiter zu“arbeiten“,
damit die Menschen in ihm etwas entdecken, das in ihnen längst wirkt. Erst
an zweiter Stelle wird sein methodisches Wissen wichtig.