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Wir sind Sonnenwesen

(Text vom 8. 7. 2004)

Nach einigen Jahren der Meditation und intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst, sollte jeder Meditierende einmal grundsätzlich seinen Istzustand überprüfen.

Da wäre die neue Sicht auf Körper, Emotionen und Denken.
Es entsteht die erste entscheidende Frage: Sind wir als Gesamtpersönlichkeit in das „Neue“ hineingewachsen oder hat sich nur unsere mentale Einstellung zum Leben geändert?
Lebten wir Meditierenden früher mehr aus dem Unbewussten gelenkt und wurden von den Mechanismen des Denkens, der Psyche und den Reaktionsmustern des Körpers gesteuert, so haben wir sie jetzt als solche erkannt und unterliegen nicht mehr vorbehaltlos ihren Reaktionsmustern. Wir nutzen sie zwar noch, denn sie sind von der Natur weise eingerichtet, sind ihnen aber nicht mehr völlig ausgeliefert. Das Gleiche gilt für die Emotionen und das automatische Denken.
Wir werden also nicht mehr von diesen Reaktionsmustern gesteuert, sondern haben den entscheidenden Abstand zu ihnen gewonnen.
Wir überprüfen: Haben wir uns mit einer entscheidenden Institution in uns - dem Beobachter – verbunden? Wenn nicht, bliebe die Veränderung eine Illusion.

Bevor ich weiter hierüber schreibe, möchte ich ein Bild anbieten, dass uns beim Verstehen der nachfolgenden Gedanken helfen kann:
Meine Meditationslehrerin sagte immer: „Wir kommen vom Mond, leben auf der Erde um zu lernen und gehen zur Sonne.“
Was bedeutet das? Gemeint ist natürlich die elektromagnetische Präsenz dieser Himmelskörper und nicht, dass wir einmal konkret auf dem Mond lebten oder auf der Sonne leben werden.

Hier einige Thesen dazu:

Magnetfeld des Mondes = Hierzu gehört die gesamte Vegetation. Auch das Vegetative in den Tieren und Menschen. Dazu gehört der Wille zum Überleben, aber es gehören dazu auch die Instinkte, existentiellen Ängste sowie Triebe, die uns helfen zu überleben.

Erde = Wir lernen in der Auseinandersetzung mit den inneren Antrieben jeglicher Art (Mondsphäre) umzugehen und unsere Reaktionsmuster in der Auseinandersetzung mit der Außenwelt zu erkennen. Wir lernen bewusster im Sinne von Reflektionen zu handeln. (Auch Tiere können das schon in Ansätzen nach den neuesten Forschungen.) Mit den Jahren verändern sich in uns unmerklich die Wahrnehmungen und Identifikationen. Dieser Wechsel sollte sehr ernst genommen und gewürdigt werden.
Magnetfeld der Sonne = Die Sonne strahlt bedingungslos. Nur ein winziger Teil ihrer Kraft fällt auf die Erde. Hier können die Wolken diese Einstrahlung zwar trüben. Trotzdem reicht die Energie zum Gedeihen der Lebewesen. Die Sonne sucht sich auch nicht gezielt einzelne Lebewesen aus, sondern verschenkt sich wertfrei und bleibt dabei unbeeindruckt. Dies ist identisch mit dem Beobachter in uns.

Wir haben zwar noch das Denken, die Emotionen und den Körper (der Erde und des Mondes), doch sie sind als Instrumente, die uns die Schöpfung gegeben hat, von uns erkannt worden. Wir sind ein Empfindungswesen geworden. Wir lassen uns von den durch Erziehung erworbenen Werten nicht mehr beherrschen, sondern leben erkennend im Hier und Jetzt.

Sind wir mit dem Beobachter jenseits unserer irdischen Persönlichkeit identifiziert, schauen wir dem intensiven Spiel unsere Mechanismen humorvoll zu. Das ist eine große Möglichkeit, uns als souveränes, eigenständiges Wesen zu empfinden. Nun sind wir im eigentlichen Selbstbewusstsein angekommen. Der innere Raum in und um uns wurde unser Zuhause. Der Körper und die oben erwähnten Mechanismen sind dann in uns. Wir brauchen, um uns zu schützen, nichts mehr zu verdrängen. Subjektiv wird manches dadurch erst einmal schwieriger, denn wir können nun andere Menschen nicht mehr für unseren Zustand verantwortlich machen. Doch gleichzeitig sehen wir in den anderen nicht mehr unsere Feinde, denn wir erkennen ganz klar, dass sie von ihren Reaktionsmustern zu ihrem Handeln gezwungen oder verleitet werden. Dadurch finden wir unseren Frieden mit der Außenwelt.

Das bedeutet nicht, dass wir nicht mehr wütend werden oder keine Angst haben, usw. Das bedeutet, dass die aufflammende Wut immer schneller verraucht und die einengende Angst sich immer schneller auflöst.

Was bleibt jetzt noch zu tun?
Nun wird Grundbedingung des weiteren Wachstums, dass wir uns weiter als Bewusstsein verfeinern, dass wir unsere Übungen bis in den Raum der Knochen ausdehnen. Dann kann sich auch die Muskulatur in der Tiefe entspannen und so wird unsere Lebensqualität um ein Vielfaches größer. Wir sind endlich in unserer Würde angekommen. Wir sind Könige und Königinnen: Sonnenwesen. Die Krone der Könige ist das Symbol davon. Es ist das 8. Chakra - vierzig Zentimeter über dem Kopf. Endlich sind wir Teil des gigantischen Magnetfeldes der Sonne. Würden wir von dorther auf die Erde schauen, kann sich jeder vorstellen, wie klein die irdischen Probleme erschienen, mit denen wir uns täglich herumschlagen.

Als Sonnenwesen bleibt uns nur noch das Dienen in seinem eigentlichen Sinne. Wir sind dann stets für andere da, ohne uns in ihre Problematiken verwickeln zu müssen. Das Dienen schützt uns vor Verwicklungen. Dienen wir, so verlieren wir nie Energie, denn wir sind Energie: Sonnenenergie. Dienen bedeutet auch im Fluss des Nehmens und Gebens, des Gebens und Nehmens zu sein, also jenseits der Dualität, des Wertens, der Festlegungen usw. Die Sonne strahlt absichtslos, nur die Wolken halten ihre Strahlen fern - aber auch dies ohne Ausnahme.
Dies Ganze erfordert allerdings auch Geduld mit uns selbst!

Hier zeige ich das Ziel eines Weges auf, der langwierig ist und unsere ganze Bereitschaft erfordert. Sich selbst immer wieder zu verzeihen ist die Grundvoraussetzung.

Aber Achtung: das, was ich geschildert habe, kann man nicht über das Denken erreichen, das bliebe eine Seifenblase!!!

Folgende Übungen bleiben dann nur noch zur ständigen Reinigung übrig:
Ständiges imaginäres Reinigen der Ellenbogen und das einspüren in die Fersen.

Da das, was ich hier mitteilen möchte, sehr schwierig ist zu verstehen, möchte ich drei Erfahrungsberichte einer Frau anschließen:

Erster Brief:

Es wird immer deutlicher und klarer wie sehr wir vom Körper her leben könnten, wenn wir es zulassen würden.

Dein Artikel zu „Sonnenwesen“ spricht mich, seitdem ich ihn das erste Mal las, so intensiv an, dass nur die Visualisierung des Wortes in mir eine ganz heftige körperliche Reaktion hervorruft. Ich bin ad hoc im Becken und dort immer deutlicher, detailgenau. Anus und Steißbeinwirbel gehören dazu, ebenso bin ich mit den Fersen verbunden.
Ich lag also da, versuchte in die Fersen einzudringen, die Haut war weiß, der Knochen rot und dieses Rot breitete sich über meine Füße aus, bis zu den Knöcheln und dann langsam darüber hinaus, es zog immer höher über die Beine, bis zu den dicken Oberschenkelknochen, dort wo sie in der Hüftpfanne liegen. Von da an veränderte sich die Farbe, das Rot ging langsam in ein Orange über, durchflutete meinen Unterleib, vom Damm bis zu meinen Eierstöcken, die ich sehr bewusst spürte, ganz wundervoll, es war alles unsagbar warm und entspannte sich zunehmend! Der Damm zerfloss, es gab keine Grenze mehr, ich war eine einzige Öffnung und es war als ob ich gebären würde. So habe ich auch die Geburten meiner Kinder in Erinnerung!! Die Steißbeinwirbelchen leuchteten und ihr Leuchten drang mit ungeheurer Kraft durch die Wirbelsäule, weiter nach unten und auch von hinten nach vorn, Tränen rollten mir über die Wangen von der Unermesslichkeit, die in dieser Kraft wohnt.

Das Orange stieg kaum mehr weiter, es wurde von einem warmen Gelb abgelöst, das sich bis zur untersten Brustbeinspitze vorarbeitete, es begann ein Fließen, es war, als hätte ich eine Wasserleitung in meinem Körper, die alles durch spülte. Hier konnte ich keine Organe oder Därme gesondert wahrnehmen, es war ein einziger großer Raum, er war so groß und unendlich weit. Die Brustbeinspitze öffnete sich als riesiges Tor, das nach rechts und links zwei große Flügel ausbreitete und ich stand in der Mitte des Brustbeinwirbels und schaute auf das riesige Farbenmeer.

Das Orange wurde zu Grün, ein ganz zartes Grün, das sich vom Brustbein ausgehend nach allen Seiten ausbreitete und in der Mitte auf der Höhe des mystischen Herzes eine unglaubliche Ballung erfuhr, wirklich wie ein Ball, der sich immer mehr verdichtete und zu einer weißen Kugel wurde. Diese Kugel stieg nach oben und löste sich auf in ein Blau-violett, dass sich vom oberen Brustbereich über die Kehle zu Kiefer, Ohren, Nase bis zu den Augen ausbreitete. In meinem Kiefer entstand ein Vibrieren, so zart und fein und es reinigte alles im gesamten Gesichtsbereich, zog langsam hinunter zur Kehle und nahm, von hier aus meine Schultern, meinen Hals, auch hinten, meinen Nacken alles, alles mit in dieses Violett hinein, über den Hinterkopf, die Stirn, bis es bei meinen Augen ankam. Dort sammelte sich das Violett - wie im Brustbereich das Grün - zu einer Kugel, ließ sich im dritten Auge nieder und zerfloss in Violett, als ob eine Kugel mit blau - violetter Farbe zersprungen wäre. Das war nur ein kurzer Moment und fast gleichzeitig breitete sich von der inneren Kopfhaut her das Goldene Vlies aus und durchzog meinen gesamten Körper bis zu den Zehenspitzen hinaus mit goldener Farbe, wie goldener Regen. Es war ein seidiges, wundervolles Gefühl, als würde ich getragen. Ich fühlte mich unglaublich geborgen und völlig grenzenlos. Dieses Gold schien mich aufzulösen, und dann begann ganz hell und klar auf der Mitte meines Scheitels aus dem Gold heraus ein weißes Licht, ganz winzig zu leuchten. Der goldene Regen umgab mich weiter und regnete durch meinen ganzen Körper hindurch - eigentlich war ich an dieser Stelle kein Körper mehr, es gab nur noch tausende und abertausende feiner goldener Fäden -, während das winzig kleine Licht weiter leuchtete.

Langsam, ganz, ganz langsam durchdrang dieses Licht die Kopfhaut und machte sich immer breiter und folgte dem goldenen Regen durch meinen gesamten Körper. Es folgte dem Regen aber nur bis zu den Zehenspitzen und war dann kein Regen mehr sondern es war nur noch Licht, Licht, Licht!! Alles war nur noch Licht! Von da an kann ich mich nicht an meinen Körper erinnern, ich habe keine Vorstellung mehr davon wie es war, es gab ihn nicht mehr, ich weiß es nicht, ich sah nur noch Licht! Ich weiß auch nicht wie kurz oder lang, das spielt auch überhaupt keine Rolle mehr, das Licht verschwand, erneut erfolgte der goldene Regen und auch er verschwand und ich hatte den Eindruck, als kehre ich zurück in meinen Körper

Ich habe später versucht, diesen Weg bewusst zu gehen, doch ich bin bisher nicht mehr in diese Unendlichkeit hinein gekommen!!

Ich bin mir im Nachhinein auch nur noch bewusst, dass ich die Fersenknochen rot erlebte. Kann es wirklich sein, dass sich diese Farben in unserem Körper ausbreiten, wenn wir es zulassen? Ich weiß nur ganz sicher, dass ab dem Becken alles nur noch geschah!

 

Zweiter Brief:

Folgendes Erlebnis hatte ich am Donnerstag: Ich war soo wütend … und habe mich so richtig gut hineinsteigern können, bis ich schließlich abends solche Schmerzen im obersten Nackenwirbel hatte, dass ich körperlich den Eindruck bekam, von hier aus abwärts gelähmt zu sein.

Meine Arme waren kaum mehr zu bewegen. Jeder Schritt tat unendlich weh.

Natürlich hätte ich mich auf meine Fersen besinnen können, aber das wollte ich gar nicht, ich wollte in meiner Wut bleiben. Als dann schließlich alles nur noch unendlich schmerzte, bin ich ins Bett gegangen, was anderes war auch gar nicht mehr möglich.

Als ich schließlich im Bett lag und mich wie immer vor dem Einschlafen auf meine Fersen besann, spürte ich direkt, dass sich die Blockade im Nacken auflöste, alles, was sich angestaut hatte, floss nach unten ab und ich kam in einen unendlichen Frieden. Verzeihung! Keine Spur mehr von Wut.

Ich war zwar immer noch nicht glücklich mit der Situation, aber sie war einfach da und es war nicht mehr schlimm.

Je mehr ich in meine Fersen eindrang, desto größer wurde der Fluss durch mich hindurch.

 

Dritter Brief für Frauen in den Wechseljahren:

Wechseljahre!

Ich bin von heftigen Stimmungsschwankungen gebeutelt, manchmal kommen mir bei einem Wort, was auch immer es sein mag, die Tränen, manchmal bin ich mit allem unzufrieden, was es auch immer ist und im nächsten Augenblick ist alles wieder weg. (Dies hier sind die Mechanismen.)

Das, was wirklich hilft, wenn ich unzufrieden und traurig bin oder mich am Ende meiner Kräfte fühle, ist das Hineingehen in meine Fersen. Dann bin ich sofort in meiner Säule und ein anderer Mensch. Ich bin dann schon nicht mehr ein „Ich“ mit seinen Begrenzungen, sondern eins mit dem Kosmos. Wie oben so unten. Wenn ich weiter in die Knochen eindringe, ist es, als ob sich vom untersten Steißbeinwirbel aus mein Körper völlig erneuern würde. Ich experimentiere im Moment, ob sich von hier aus auch die Hormone steuern lassen. Ich konnte erfahren, dass es in meinen Ohren knackt, sich die Ohren öffnen und sich mit den Ohren der gesamt Occipitalisrand öffnet, was zur Folge hatte, dass sich mein Scheitel öffnete. Eigentlich müsste sich damit auch etwas in der Hypophyse ändern. Ist das so? –Ja-

Interessant: Während ich dir dies schreibe, merke ich wie das Innere meines Kopfes anfängt zu kribbeln, es wird ganz warm darin, als ob meine Kopfhaut von unten anfängt sich zu reinigen, es ist hell, es wird heller um mich herum ........