1. Gedanke
Viele Missverständnisse zwischen Menschen, gleichgültig wie nah oder
fern sie sich stehen, beginnen überwiegend mit der unterschiedlichen subjektiven
Wahrnehmung und sie werden noch verstärkt durch die unterschiedliche Interpretation
der subjektiven Wahrnehmungen.
Wir müssen uns auch damit abfinden, dass wir uns in unseren Gesprächen über Bekannte oder Freunde in Wirklichkeit über unsere eigenen Formen der Wahrnehmung unterhalten. Doch leider erkennen das die wenigsten. Es wird munter daher getratscht, doch auf die Art des Tratschens wird nicht geachtet. Die Menschen merken dabei nicht mehr, dass die Art ihrer Aussagen vieles über sie selbst verrät. Was noch hinzukommt, ist die Auswirkung, die dieses Reden in ihnen erzeugt und wie sie sich selbst (auf der feinstofflichen Ebene) stark schädigen.
Aus dieser meiner Erfahrung heraus, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass „üble Nachrede“ in den meisten Religionen verboten ist.
2. Gedanke
Wir sollten sehr darauf achten, ob wir die wirkliche Botschaft in den
Rückmeldungen der anderen Menschen hören, oder ob wir in die Reaktionen
der anderen Leute unser Selbstbild hineininterpretieren. Machen wir Letzteres,
was sehr häufig vorkommt, so verstärken wir unser Selbstbild. Das
hat verheerende Folgen, denn das Selbstbild ist nie richtig.
Da auch das Fremdbild, wie oben angedeutet, nie richtig ist, entsteht natürlich zwangsläufig eine enorme Irritation. Wer bin ich dann eigentlich? Das sollte nun die entscheidende Frage sein. Wegen dieses Dilemmas ist es für mich unumgänglich, dass ein Meditierender sich mit diesem Thema beschäftigt. Wir können dabei viel über unser Mensch-Sein erforschen, denn mehr und mehr rückt die Frage nach dem Sein in den Mittelpunkt, und das Was verliert sein Gewicht.
Selbstbild
Betrachten wir unser Selbstbild genauer, so werden wir feststellen,
dass die Art der Betrachtungsweise (des eigenen Ichs ) schon zum Selbstbild
gehört. Das Einzige, was für mich zählt, ist die Selbstbeobachtung.
Sie ist der Schlüssel. Schule ich mich in der Selbstbeobachtung, so finde
ich automatisch Abstand zu den oft neurotischen Werten und Mechanismen meiner
selbst, und somit beherrschen sie mich nicht mehr. Sie tauchen aus dem Unbewussten
ins Bewusstsein auf. Die Folgen sind im positiven Sinne dramatisch.
Ich entwickele mich vom reaktiven Menschen zum Handelnden, der in seinem Innersten
immer freier wird und somit selbstbewusster.
Doch in meiner Eigenschaft als Therapeut habe ich festgestellt, wie hartnäckig
an einem Selbstbild festgehalten wird. Selbst wenn sich der Klient offensichtlich
(vom Fremdbild her gesehen) verändert hat, haftet er noch lange an seinem
Selbstbild und registriert die Veränderung, die mit ihm geschehen ist,
nicht. So entwickelte sich in mir die Ansicht, dass wir gar nicht fähig
sind, uns in unserem Selbstbild zu erkennen. Wir sehen immer nur kleine Ausschnitte
unserer selbst. Gleichwohl müssen wir uns hüten, uns mit diesen kleinen
Ausschnitten zu begnügen. Wir sind viel mehr und falls wir einmal in völlig
andersartige Situationen geraten, werden wir feststellen, dass ganz andere Reaktionsmuster
auftauchen.
Deshalb ist die Beachtung des Fremdbildes so wichtig.
Fremdbild
Wie ich schon oben erwähnte, gehe ich davon aus, dass jedes Fremdbild
mit Vorsicht zu genießen ist, denn es bildet sich durch die subjektive
Sichtweise des Anderen. Trotzdem ist es für den Suchenden wichtig, die
Fremdbilder zu beachten, denn sie signalisieren eben ein fremdes Bild, und das
steht dann dem Selbstbild erst einmal gegenüber. Die Fragen, die sich daraus
ergeben: Wie kommt der Unterschied zu Stande? Woraus besteht oder worin befindet
sich der Unterschied? Was geschieht in mir und mit mir, wenn ich den Unterschied
in mir wirken lasse?
Verfolge ich diese Strategie, so kommt auf jeden Fall ein persönlicher Prozess in Gang, und genau darauf kommt es mir an. So ist die Beachtung des Umgangs mit dem Fremdbild für mich das Entscheidende, so wie die Beobachtung beim Selbstbild entscheidend ist.
Beide Vorgehensweisen
Verknüpft der Meditierende beide Vorgehensweisen mit der Meditationsmethode,
die er anwendet, geschieht der Schritt von der normalen Persönlichkeit
zur transpersonalen Persönlichkeit – dem eigentlichen Menschsein
– allmählich von selbst.
Was wir zugegebenermaßen in Kauf nehmen müssen, ist die oft aufkommende
Verzweiflung und Angst, die sich daraus ergibt, nicht wirklich zu wissen, wer
man denn ist. Das wird man nie „wissen“, denn „man ist“:
Ich bin!
Oder: Ich bin nicht dies, ich bin nicht das!
Zu diesem Thema als Abschluss ein kleines Rätsel:
Was macht den Fußballclub 1. FC Köln aus?
Die Spieler wechseln.
Der Trainer wechselt.
Die Zuschauer wechseln.
Das Stadion wechselt.
In Köln gibt es noch andere Fußballvereine.
Es scheint nur der Name zu sein, der Bestand hat.
Ich fürchte, dies ist bei uns das gleiche.
Wie steht es in der Bibel: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!“
Ein interessanter Hinweis eines Korrektur-Lesenden:
„Es bleibt auch die Symbolik – z.B.: Vereinsfarben, Maskottchen
und der Mythos - z.B.: „alte Dame“, „Rheinische Diva“.
Außerdem wechselt dieser Club laufend die Liga.“