Wie Oben So Unten

Die Leistengegend

Neben dem Komplex des Zwerchfells und des Halses sind die Leisten der Dritte wichtige Bereich unseres Körpers, dem auf jeden Fall unsere Aufmerksamkeit gehört.

Ich möchte mit einem Bild beginnen:
Vergleichen wir uns mit einem Baum, so ist das Becken der unterste und somit dickste Bereich des Stammes. Das reicht aber nicht für die Standfestigkeit des Baumes. Ohne Wurzeln hilft ihm auch nicht das dickste Fundament. Er würde sofort umfallen. Würden wir die Wurzeln belassen und nur ihre Verbindung zum Stamm trennen, wäre das Ergebnis das Gleiche. Gerade die Verbindung „Wurzeln – Stamm“ ist somit für den Baum – und jede Pflanze – entscheidend. Der Baum kann ohne Blätter eine ganze Zeit lang überleben. Seine Äste können gestutzt werden. Es werden sich neue bilden. Doch ohne Wurzeln ist kein Überleben möglich.
Dieses Bild können wir weitgehend auf uns übertragen. (Bitte jetzt nicht zu intellektuell werden und an Amputationen denken!) Nach dem kosmischen Gesetz „Wie oben so unten“ haben auch wir das Wesen der Pflanzen in uns.

Sind die Leisten verschlossen - und das ist bei vielen Menschen der Fall -, so müssen wir uns ein mehr oder weniger starkes „Ersatz-Ich“ konstruieren. Dies ist das Ego. Dieses Ersatz-Ich weiß unbewusst, dass es nur ein Konstrukt ist. Ihm fehlt als Fundament das Urvertrauen, und damit ist sein Fundament die Urangst. In Folge davon entsteht die Notwendigkeit einer permanenten Kontrolle und eines ständigen Hinterfragens aller Einstellungen und Handlungen. Allmählich sieht der Mensch mit seinem Ego nichts mehr wie es ist und bildet sich eine Pseudowelt.
Dies ist der Hintergrund aller Weisheiten des Ostens.

Resultat dieser Gedanken:
Wir müssen die Leisten öffnen und beleben! Gelingt uns das, fallen wir wieder in unser Urvertrauen und sehen schließlich die Welt wie sie ist und wir können „tun, um zu tun“.

Methode
Da alles miteinander verwoben ist, genügt es natürlich nicht, wenn wir nur an den Leisten „arbeiten“. Wir müssen Schritt für Schritt den ganzen Körper mitnehmen (siehe die angebotenen CDs). Doch hier an dieser Stelle möchte ich nur einige Übungen vorstellen, die gezielt auf die Leisten bezogen sind. Hinzu kommt, dass ich nicht alle Übungen beschreiben kann, das würde zu lang werden. Also wähle ich einige aus und gebe einen Hinweis für die Menschen, die mit diesen Übungen vertraut sind.

Sitzhöcker aufweichen und Leisten öffnen
Wir haben als Basis des Beckens zwei längliche Knochen, die uns vor allem beim Sitzen die erforderliche Stabilität geben. Dies ist wichtig zu beachten. Denn erkennen wir dies nicht, spannen wir unentwegt die Po-Muskulatur an. Doch diese Muskulatur ist beim Sitzen nur ganz begrenzt relevant. Durch das Verspannen der Pomuskulatur werden ständig die unendlich vielen notwendigen Sehnen in Spannung gehalten, und das gesamte Gewebe bleibt verengt. Dadurch kann es nicht optimal mit Blut versorgt werden. Es wird mit den Jahren schwächer. Die Folge ist, dass wir, um unsere pseudosichere Körperhaltung zu bewahren, die Muskulatur der Oberschenkel und des Rückens hinzuziehen. Hat sich diese Sitzhaltung „stabilisiert“ werden Knie, Waden und Fußgelenke sowie Zwerchfell und Schultern hinzugezogen. In der Folge (dieser, den ganzen Körper umfassenden Verspannung) entstehen verständlicherweise viele Krankheiten.

Aus der an und für sich simplen Sitzhaltung, die uns eine unglaubliche Entspannung bereiten könnte, ist folglich harte Arbeit geworden. Aus Bewegung, Eleganz und Ausgleich ist Starre entstanden.
Nehmen wir die psychische Komponente hinzu, so hat sich aus dem Urvertrauen der frühen Kindheit, in der die ur-sprüngliche Sitzhaltung noch normal ist, im Laufe der Jahrzehnte eine permanent anwesende Angstentwickelt. Da Körper, Psyche und Denken miteinander verwoben sind, wird auch mit dieser inneren Haltung keine Kreativität möglich sein. Ein von Angst besetztes, starres Denken bestimmt dann unser Leben und raubt uns zusätzlich innere Freiheit.
Wer jetzt glaubt, dass ich übertreibe, irrt. Ich weiß aus eigener Erfahrung und durch die Arbeit mit vielen Menschen, wie schwierig es ist, aus diesem Gefängnis auszubrechen. Das vertraute Gefängnis bietet Sicherheit, die unvertraute innere Freiheit macht Angst. Und durch diese Angst flüchten viele wieder in das vertraute Gefängnis der Angst. Diese Angst wird ja nicht als Angst erlebt. Erst wenn die Menschen sich an die Freiheit gewöhnt haben, erkennen sie das Gefängnis, in dem sie sich so lange eingesperrt hatten.

Gelingt es uns, uns auf die Festigkeit des Knochengerüstes zu verlassen, so entspannen alle Muskeln und wir richten uns automatisch in der Wirbelsäule auf. Schon fühlen wir uns wie ein König oder eine Königin im mystischen Sinne und spüren, wie wir unsere Würde wieder gefunden haben. Eine Würde, wie wir sie bei kleinen Kindern sehen. Sie können und brauchen sich nicht anzulehnen, um entspannt zu sitzen.

Methoden

1. Sitzhöcker reinigen
Wir spüren und atmen zwischen Haut und Sitzhöckern hin und her. Da hier eine tiefe Angst sitzt, ist der Bereich ständig mit feinsten Spannungen belegt. Öffnen sich die Spannungen, haben wir das Gefühl – die Empfindung -, dass der Bereich flüssig wird. Können wir dies zulassen, so entsteht irgendwann die Empfindung, wir brechen nach unten durch. Das, was wir mit dem „Wurzel-bilden“ erreichen möchten (CDs), stellt sich dann von selbst ein. Sind wir mit dem Bereich der Sitzhöcker und darunter vertraut geworden, so können wir einen weiteren Schritt durchführen:

2. Sonnen bilden
Wir spüren und atmen im Einatmen tief in die Leisten hinein und bilden dort zwei Sonnen, die im Ausatmen nach allen Seiten ausstrahlen. Sich nun erlauben, in den angrenzenden Muskelbereichen nachzugeben. Ist dies vertrauter geworden, so können wir noch einen Schritt weiter gehen:

3. Verbindung Becken-Oberschenkel öffnen
Wir spüren mit unserem Empfindungsbewusstsein in den Spalt zwischen Oberschenkelkopf und Beckenpfanne. Auch hier benutzen wir den Atemrhythmus und merken irgendwann, wie sich Beine, Knie und Fußgelenke öffnen, also lebendiger werden. Es stellt sich die Empfindung ein, die Beine würden dicker und um sie herum bildete sich ein Kraftfeld, das uns schließlich trägt. Wir sind in unserem Urvertrauen angelangt.

4. Weitere Übungen, die diesen Prozess unterstützen:
- Hüfte rundum ausstreichen
- Von rechts nach links durch das Becken hindurchatmen
- Maulwurfgang
- Zwerchfell als Schale unter das Becken legen und uns hineinsetzen
- Verdauungsmeridiane an der Innenseite der Beine öffnen
- In den Schultern nachgeben – nicht die Schultern senken
- Beim Sitzen im Schneidersitz mit den Fäusten in die Leisten drücken und langsam loslassen
Zum Schluss noch einen für mich entscheidenden Hinweis:
Es wäre gut, unsere Sitzhaltung des Öfteren zu beobachten und ihr nachzuempfinden. Was bringt uns das in unserer Gesellschaft beim Sitzen so elegant wirkende Beine-überkreuz-Schlagen, oder mit starren durchgedrückten Knien lässige Standbein-Spielbein-Stehen ein?