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Das Ego des Menschen

Beim Menschen verläuft die Entwicklung genau so wie beim Tier. Kein kleines Kind macht sich Gedanken, ob seine Überlebensstrategien oder Verhaltensmuster richtig oder falsch sind. Sie entwickeln sich wie beim Tier durch innere und äußere Umstände: Durch Erziehung und das Modellverhalten der Erwachsenen und neuerdings durch Modelle, die es in Filmen und im Fernsehen anerkennt.
Wenn das Kind zu sehr von der gewünschten Norm abweicht, wird es, durch sein Umfeld, auf falsch laufende Verhaltensweisen gestoßen, ohne sie bewusst ändern zu können.
Es braucht die Hilfe der Erwachsenenwelt, um über andere Modelle sein Verhalten zu ändern. Durch die Vielfalt der Modelle entsteht eine Individualisierung. Diese "Individualisierung" ist zwar aus der Begegnung mit der Umwelt entstanden, ihm liegt jedoch ein Grundprinzip des Lebens zugrunde: der Hinwendung und Aneignung, das Assimilieren.
Daher kommt es, dass vom Intellekt her eine echte Verhaltensänderung nicht gesteuert werden kann.

In der Pubertät setzt eine Neuorientierung ein: Leider auf der Basis der angeeigneten Verhaltensstrategien. Sie wären nun eigentlich nicht mehr notwendig, da sich der Mensch ein neues Umfeld zu schaffen vermag. Doch die Identifizierung mit den erworbenen Strategien und Mechanismen bleibt bestehen. Es beginnt ihre deformierende und das innere Wachstum be- oder verhindernde Wirkung. Sie wirken wie Scheuklappen oder Brenngläser. Die Außenwelt wird nicht so gesehen, wie sie ist. Sie wird durch Übertragung und Projektion an die Erfahrungen der Kindheit gekoppelt. Der erwachsene Mensch bleibt so im wesentlichen Kind. Dies wird gerade in Therapien sehr, sehr deutlich.

Darunter liegt noch ein wirkungsvollerer Mechanismus

Die einzelne Form in der Natur wird im Grunde nur von zwei Kräften geschützt:

1. Das ist gut für mich !!! Das brauche ich und will es haben !!!
2. Das ist schlecht für mich !!! Das stoße ich weg !!!

Auch das ist eine wunderbare Einrichtung der Natur auf der Basis der Instinkte oder des unbewussten Heranreifens. In Verbindung mit den Projektionen und Übertragungen wirkt sie sich jedoch verheerend aus.

Ergreift der von den Instinkten relativ unabhängige, aber trotzdem aus dem Unbewussten gesteuerte Verstand die Initiative allein, so werden die beiden Kräfte: "Das brauche ich - Das will ich nicht" auf der Basis der unbewussten Überlebensstrategien pervertiert. Der Mensch als freigemeintes, selbstbewusstes Wesen wird Sklave unbewusster innerer Steuerung. Da dies kaum einer wahrhaben will, setzt der Verstand Rechtfertigung, Vorstellung und Projektion ein, um sich selbst als eigenständiges unabhängiges Wesen zu würdigen. Aber gerade das ist ein Irrtum. Denn aus dem freigemeinten Wesen ist eine fixierte Persona = Maske geworden. Der Mensch identifiziert sich also mit einer Maske wie die Griechen das nannten, mit seinem EGO. Diese Perversion entsteht aus der Illusion des Getrenntseins, des Unabhängigseins und der daraus entstehenden Angst vor Vernichtung.

Da dieses Ego aber kein Fundament hat, verausgabt der als Ego lebende Mensch seine natürlichen Kräfte, um wenigstens eine vermeintliche Stabilität aufrechtzuerhalten. Gerade deshalb ist er das Opfer der Angst, die sich aus dieser instabilen Identifikationsform ergibt. Denn der Mensch als Ego weiß nicht, dass er nur ein Konzept ist. Trotzdem lebt in den meisten Menschen eine Ahnung, dass sie von ihrem eigentlichen WESEN getrennt sind.