Wie verbinden wir uns mit den Gefühlen?
(Ich empfehle, vorher den Artikel „Emotionen, Gefühle und Empfindungen“ zu lesen.)
Erschreckend viele Menschen sind von ihren Gefühlen im Brustraum getrennt. Sie verwechseln dann ihre Emotionen und Empfindungen mit den Gefühlen und stiften damit große Verwirrung in ihren Beziehungen zu und mit anderen Menschen.
Wie kommt es zu der Trennung von der eigenen Gefühlswelt?
Wir haben als kleines Kind in uns ein eingeborenes Wissen, wie Eltern idealer Weise mit uns in Kontakt gehen, bleiben und sind. Dieses Ideal wird so gut wie nie erfüllt. Ich spreche hier weniger vom sozialen Kontakt, der selbstverständlich auch eine Rolle spielt, sondern vom natürlichen energetischen Kontakt über die Empfindung. Für die Gefühle kommt es darauf an, wie etwas von den Eltern und anderen Erwachsenen - aber auch Geschwistern - gesagt wird und nicht, was gesagt wird. Im Wie liegt die mitschwingende Empfindung verborgen, im Was die Ratio.
Ich konstruiere einmal ein Beispiel: Brauchen wir als einjähriges Kind Trost, weil wir beim Laufenlernen hingefallen sind, dann werden wir eventuell von den Eltern getröstet, doch aus ihrem „Herzen“ fließt nichts zu uns herüber. Vielleicht empfinden wir sogar die - aus ihrer eigenen Kindheit erhalten gebliebene - neurotische Angst der Eltern, dass uns etwas Schlimmes geschehen sein könnte. Das Hinfallen wird dann von den Eltern dramatisiert. In uns setzt sich diese dramatisierte Angst als leichte Blockade unseres Zwerchfells fest.
Als Folge stoppt die Energie des kleinen Energiekreislaufes ein wenig am Ende unserer Brustbeinspitze.
Aus dieser Erfahrung und Information heraus achten wir in ähnlichen Situationen auf die Geschehnisse in uns (natürlich völlig unbewusst), und es entsteht ein immer größerer Stau an dieser Stelle. Schließlich bleibt es nicht dabei. Es entsteht ein Rückstau bis zum Hals. Die Vorderseite der Brust ist von nun an verschlossen. Der Verschluss verfestigt sich, und der berühmte Kloß im Hals ist entstanden. Ab jetzt sehen wir die Welt im wahrsten Sinne des Wortes mit neuen Augen an: Misstrauen, Vorsicht allem gegenüber, Ängstlichkeit und alle negativen Vorzeichen wie Neid, Selbstsucht usw. haben ihren Einzug gehalten, denn wir können uns jetzt nicht mehr auf unsere Intuition verlassen, sondern stellen konstruierte Wertungen an ihre Stelle.
Die „neuen“ Augen bringen es mit sich, dass wir den energetischen Bodenkontakt verlieren: Füße und Becken hängen nur noch als energetische Anhängsel am Sonnengeflecht. Da wir den sicheren Kontakt mit dem Boden verloren haben, brauchen wir einen neuen Halt, und wir suchen ihn in den festgehaltenen, verkrampften, hochgezogenen Schultern. Alexander Lowen („Erfinder“ der Bioenergetik) nannte dies bezeichnender Weise „die Kleiderbügelhaltung“. Alle Schulterverspannungen haben ihre Ursache in der Verschlossenheit der Gefühle im Brustraum. Daher helfen Massagen immer nur für kurze Zeit.
Da wir uns nicht mehr auf die Informationen und die Weisheit des Körpers, der Empfindungen und der Gefühle verlassen können, suchen wir Halt im Denken (Mentalen) und seinen Vorstellungen sowie Wertungen. Dieser Halt ist aber eine Illusion. Das wissen wir intuitiv. Da wir aber keinen Ausweg kennen, klammern wir uns noch verbissener daran. Als Folge sind wir oft schon in jungen Jahren unflexibler und konservativer, als wir wahrhaben wollen. Wir folgen von nun an als Ich-Ersatz den Moden und Idolen, nur um irgendwie und irgendwo dazuzugehören. Hier suchen wir die verloren gegangene Geborgenheit. Wir haben völlig vergessen oder nie gelernt, dass die eigentliche Geborgenheit und Sicherheit nur im Bezug zu uns selbst, zu unserem Inneren, vorhanden ist. Auch der immer früher einsetzende Drogen- und Alkoholkonsum sowie übermäßige Spielsucht (Computer, Gameboy) stehen mit diesem Drang nach Ersatzbefriedigung in Verbindung. Sind wir in Kontakt mit unseren Gefühlen, leben wir im Austausch mit anderen Menschen und werden dadurch so erfüllt, dass wir kaum Bedürfnisse nach Ersatzhandlungen haben. Diese verlieren damit ihre Bedeutung und Macht über uns.
Wie lässt sich der Verschluss der Brust wieder rückgängig machen?
1. Es ist unbedingt erforderlich, dass wir wieder lernen, uns bewusst auf unsere Verbindung mit der Erde einzulassen.
Alle Übungen, der auf dieser Webseite angegebenen ersten und zweiten CD und der Artikel „Erden“, gehören hierzu.
2. Bemühen wir uns, in Kontakt mit der Erde zu bleiben, werden wir nachts intensiver träumen. Die Träume werden auch ausdrucksvoller und farbiger. Sie gilt es zu beachten und auch bewusst von ihrem Ausdruck her in uns wirken zu lassen. Wir sollten uns aber hüten, sie verstehen und deuten zu wollen.
Mit der Zeit werden uns die anderen Menschen in neuer Form begegnen. Dafür müssen wir uns sensibilisieren.
3. Spezielle Übungen:
- a) Diese Übung kann im Sitzen, Stehen oder Liegen durchgeführt werden:
Die rechte Hand auf den Unterleib legen, die linke auf die Brust und die Augen schließen. (So formt sich ein Energiekreislauf.) Von der linken Hand zum Kontakt mit der Brust und von der Brust zurück zur Hand spüren, bis ein Verschmelzen wahrgenommen wird. Nun die kleinsten Empfindungen in der Brust beachten und ernst nehmen. In den Brustraum schauen und Bilder entstehen lassen. In diesen Bildern liegen immer entscheidende Botschaften verborgen, die wir aber nicht zu deuten brauchen. Wir müssen sie so annehmen, wie sie uns erscheinen. Sie verändern sich ständig, und wir folgen ihnen. Oft lösen sie sich in Trauer auf. Möglichst nicht nach dem „Warum“ fragen. - b) Wir drücken etwa 20 Sekunden mit zwei Fingern in die Magengrube. (Besser wäre es, ein guter Freund würde das tun.) Dies muss so fest geschehen, dass wir an die Schmerzgrenze kommen. Die Atmung darf dabei auf keinen Fall unterbrochen werden. Dann den Druck der Finger in absoluter Zeitlupe lösen. Den nun entstehenden inneren Raum wahrnehmen, sich ausbreiten lassen und genießen. Wenn Tränen fließen, ist es optimal.
- c) Mit allen Fingerspitzen 5 Minuten lang auf die Mittellinie zwischen Nabel und Hals klopfen. Die entstehende Bewegung und Wärme sich ausbreiten lassen und genießen.
- d) Wir stellen uns den mächtigen Zwerchfellmuskel vor und spüren zu ihm hin. Imaginativ lassen wir ihn sich im Einatmen so weit ausdehnen, dass er sich als Schale unter die Sitzhöcker legt. Im Ausatmen legen wir uns als Bewusstseinswesen in diese Schale hinein. Wir genießen die auftretende Geborgenheit.
- e) Wir setzen oder legen uns hin und stellen uns vor, dass sich die Augenränder als kleine Kreise von uns weg bewegen. Ab einem Meter wird aus den beiden Kreisen ein großer Kreis, der sich noch weiter weg bewegt. Ist dieser etwa zwei Meter entfernt, lassen wir ihn zu uns zurückstrahlen. Wir genießen die entstehende Weite.
- f) Wir legen uns hin und geben stöhnende Laute von uns, so, als lägen wir verletzt in einem Krankenhaus.
- g) Wir stellen uns eine wunderschöne, kleine, blaue Kugel vor, die von der Kinnspitze über die ganze Vorderseite bis über das Schambein hinaus in den Boden unter uns rollt. Anfangs lassen wir sie auf der Haut rollen, mit der Zeit in und unter der Haut. Spüren wir nach einiger Zeit Reaktionen im Körper, können wir sie im Brustbeinknochen und schließlich unter dem Brustbein sich bewegen lassen. Hierbei besonders auf die Brustbeinspitze achten. (Diese Übung in den ersten Wochen höchstens einige Minuten machen.)
- h) Wir setzen uns etwas gekrümmt auf einen Stuhl, beugen den Kopf nach vorne, stemmen die Hände gestreckt auf die Oberschenkel und atmen hechelnd mit offenem Mund wie ein Hund nach langem Lauf. Nachdem wir etwa 3 Minuten gehechelt haben, hören wir abrupt auf, schauen und spüren zum Zwerchfell hin und lassen die entstandene Empfindung sich ausbreiten.
Bei all diesen Übungen müssen wir - wie eingangs angedeutet - davon ausgehen, dass sich mit der Zeit die eingefrorenen Verletzungen aus der Kindheit als Trauer und oft auch körperlicher Schmerz lösen. Darum sollten wir uns erlauben, aufkommende Trauer über das Weinen schmelzen zu lassen. Ist sie zu stark und beängstigend, wäre eine Therapie angesagt.
Wir müssen uns damit abfinden, dass dieser eben beschriebene Prozess über Jahre verläuft. Der Lohn dafür ist ein erfüllteres Leben. Aber selbst, wenn wir schließlich wieder in Kontakt mit unseren Gefühlen sind, sollten wir unser Leben lang auf der Hut sein, dass sich der Zugang zu ihnen nicht wieder schließt. Darum ist es stets erforderlich, mit unserem Empfindungsbewusstsein wie ein Wächter an der unteren Brustbeinspitze Wache zu halten. Hier liegt das Tor zwischen den Vitalenergien mit ihren Emotionen und den Gefühlen des Herzens.
Es ist nicht übertrieben, dass als „Belohnung“ für diese Arbeit noch weitere Früchte abfallen:
- Viele Herzkrankheiten des mittleren Lebensalters werden nicht entstehen.
- Die bei immer mehr Menschen auftretenden Hörstürze mit ihrem nachfolgenden Tinnitus bleiben aus.
- Die diversen Magenkrankheiten treten nicht auf.
- Selbst Krankheiten des Halses kann man damit vorbeugen.
Wenn wir schon an verschiedenen Krankheiten dieser Körperbereiche leiden, werden sie durch die oben beschriebene Vorgehensweise geheilt oder zumindest wesentlich gemildert.
Hat man das Prinzip, meiner Anregungen und Empfehlungen erkannt, wird man verstehen, wie einfach und selbstverständlich ein Heil-bleiben oder Heil-werden im Grunde ist.