Meditation beim Gang durch die Stadt
(Text vom 07.02.2003)
Ich möchte zuerst noch einmal darauf hinweisen, was Meditation im Alltag bedeutet:
Ganzheitlich, als bewusstes Wesen, hier und jetzt, im Gewahrsein sein.
Zum Ganzheitlichen gehört natürlich auch der Raum des Körpers. Der Körper beginnt nicht hinter den Augen und endet in den Füßen. Die Fußsohlen sind dabei genau so im Hier und Jetzt wie der Bereich hinter den Augen, von dem aus wir die Welt normaler Weise einordnen.
Wir betrachten nun den Gang durch die Stadt:
Wir sammeln uns als Bewusstseinswesen in den Fußsohlen und versuchen (auf unserem Weg durch die Stadt) von hier her
unsere Umgebung wahrzunehmen. Wir lenken also als Übender unser Bewusstsein von den Augen her zu den Füßen. Wir ordnen
nun von hier her die Welt ein.
Wir stellen fest:
Wir gehen sicherer, aufrechter, wacher.
Das Gehen raubt uns nicht so viel Kraft. Wir gehen leichter und gradliniger.
Wir finden unser individuelles Tempo. Wir schleppen uns nicht so dahin.
Die Menschen weichen uns aus. Sie spüren unsere Zielstrebigkeit und Ausstrahlung.
Sind wir wieder zu Hause, stellen wir fest, dass uns dieser Gang nicht so ermüdet hat wie sonst, denn wir sind
energetisch gesehen nicht “verwirbelt” worden.
Gleichzeitig mit dem Gehen von den Fußsohlen her, verfolgen wir die Bewegung der Gelenke von den Zehen bis zu der Hüfte.
Mit der Zeit wird unser Gang wesentlich geschmeidiger. Wir erspüren mehr und mehr alle Gelenke gleichzeitig und stellen
fest, dass auch die Lendenwirbel beweglicher werden. Die durch unsere Sitzhaltung beschädigten Zwischenwirbelscheiben
können regenerieren und die Rückenschmerzen verschwinden. (Letzteres ist keine Spekulation. Ich selbst habe es mit
großer Freude erleben dürfen.)
Mit der Zeit nehmen wir auch die Bewegung der Arme mit in unsere Wahrnehmung und entdecken unser wahres
Selbstbewusstsein. Die Psyche kommt nicht mehr so in Wallung, die Gedanken und Tagträume verlieren ihre Macht über
uns. Ich habe das uns fett gedruckt, denn nun entwickelt sich natürlich die Frage, wer bin ich? Bin ich der
Gehende, der Denkende, der Träumende oder das Gewahrsein, dass da “etwas geht”?
Üben wir dies regelmäßig, entdecken wir (nach Monaten oder Jahren), dass es in uns einen Bereich gibt, der sich lebendig “anfühlt”. Dies ist die Ebene des eigentlichen Lebens, der “ewigen Jugend”. Da sie ausschließlich im Hier und Jetzt wahrgenommen werden kann und existiert, altert sie nicht. In ihr und aus ihr leben die kleinen Kinder und wir " wachsen" wieder in diese Kraft hinein. Somit werden wir nicht zu lebendigen Toten, wie es viele ältere Menschen sind. Wir sind und aus diesem Sein heraus bleiben wir in der Tiefe, aus der heraus wir nun leben, zeitlos.
Ich könnte nun mit dem Fabulieren fortfahren, doch ich wollte euch nur neugierig machen, damit ihr diese Zeit (des
Gehens durch die Stadt), nicht vergeudet, sondern zum Üben benutzt,
d. h. für euch nutzt.