Einleitung zur “Meditation in Alltagssituationen”
(Text vom 02.02.2003)
Viele Menschen, die mit Meditation in Kontakt gekommen sind und auch von innen her von dem Wunsch ergriffen wurden, zu
meditieren, kommen immer wieder in Konflikte, wenn sie dieses “Vorhaben” im Alltag umsetzen wollen. Da ist die Familie,
da ist der Beruf, da sind die Bekannten und Freunde, da sind die Einkäufe usw. Es gibt unendlich viele Ablenkungen und
zeitliche Hindernisse, die es ihnen leider nicht ermöglichen, zu meditieren!
Sie haben Bücher über Meditation gelesen und haben eine Vorstellung entwickelt, was dazu gehört: ein stiller Ort,
innerliche Vertiefung, die Erleuchtung (als Lichterfahrung und unendliche Glückseligkeit) usw.
Haben sie jedoch einmal die Gelegenheit zu meditieren, so lenken sie sich ab und schieben tausende von Begründungen vor,
warum es gerade in dieser Situation nicht möglich ist. Selbst die Menschen, die eine längere Meditationserfahrung haben,
geraten immer wieder in die Sackgasse dieser Hindernisse.
Das Problem mit diesen Hindernissen liegt für mich im Mentalen.
Die unzähligen Außenkontakte führen uns ins Mentale (Ich habe schon oft darüber geschrieben und werde es noch oft
schreiben):
Wir, als Bewusstseinswesen, werden durch die Außenkontakte in die Ebene der Gedanken und Bilder gesogen und verlassen
dadurch die Ebene der Emotionen (Astralebene) und des Feinstofflichen (Körperempfindung). Haben wir einmal die
Gelegenheit zu meditieren, sind wir von den Winden und Stürmen des Mentalen so absorbiert, dass uns Ängste ergreifen,
wenn wir uns vornehmen diese uns vertraute “Umgebung” zu verlassen. Diese Ängste sind uns nicht bewusst und so lenken
wir uns zusätzlich ab. Hinzu kommen die Beschreibungen der meisten Meditationsbücher, die von Mönchen geschrieben wurden
und deren Beschreibungen, bezogen auf den Alltagsmenschen, einfach falsch sind. Diese Beschreibungen von Erlebnissen
und vom Geschehen in der Meditation sind auf den im normalen Alltag lebenden Menschen nicht übertragbar. Sie sind
natürlich nicht falsch hinsichtlich der Lebensweise der Mönche und Nonnen. Wir sollten uns hüten, unsere Meditation an
ihnen zu messen. Mönche und Nonnen haben eine andere Aufgabe, sonst hätten sie ihren Weg nicht eingeschlagen. Wir
Alltagsmenschen haben einen anderen Weg und somit andere Aufgaben als sie.
Unsere Meditation muss nüchterner sein und einfacher. Wir müssen diese, seit Jahrtausenden gefundenen Methoden und Erfahrungen auf den Alltag übertragen. Ich versuche seit über 20 Jahren, diese Übertragung zu finden und zu gestalten.
Der Zentralpunkt dabei ist, sich über die Beobachtung und Wahrnehmung - als Bewusstseinswesen - an eine Ebene
anzubinden, die ich Empfindungsbewusstsein nenne. Dieses Empfindungsbewusstsein hat unmittelbar Verbindung zu der
transpersonalen Ebene des Raumes. Dieser Raum ist jenseits der Zeit. Er ist das Hier und Jetzt, das so oft angeführt
wird. Genau diese Bewusstheit ist so einfach und in jeder Situation als Übung durchzuführen und später als Gewohnheit
zu “erreichen”. Wir leben dann hinter dem Ego und der Alltagspersönlichkeit und betrachten die Welt als das, was sie
ist:
Lila = ein gigantisches Spiel.
In der Gewöhnung aus dieser Ebene heraus zu leben, liegt der Schlüssel der Befreiung - und somit der Erleuchtung -.
Im Anschluss an diese Seite möchte ich einige Alltagssituationen beschreiben, in denen es ohne weiteres möglich ist, in diesem Sinne zu meditieren. Diese Alltagssituationen kann man natürlich beliebig vervielfachen. Jede Situation, ob schmerzhaft, ob freudvoll, ob angstbesetzt, ob, ob, ob , ist dafür geeignet.
Wir müssen nur begreifen, dass Meditation nichts anderes ist, als in jeder Situation körperlich präsent zu sein.
Insofern zeigen die Beschreibungen, die dieser Einleitung folgen, nichts weniger als den Kern jeglicher Meditation.
Meine, seit 23 Jahren eingeübte Methode, ist folgende:
Sitze ich in einem Stuhl, nehme ich über den Po sofort Kontakt mit dem Stuhl auf und “atme” durch den Druckpunkt unter
den Sitzhöckern ein und aus. Vielleicht bilde ich noch ein Dreieck: Verbindung der Sitzhöcker mit dem Steißbein. Darauf
kann man noch ein Tetraeder setzen: Dreieck plus Chipunkt (den Vater-/Mutterpunkt der Chinesen) im Inneren des Körpers
vor dem oberen Drittel des Kreuzbeines.
Eine zusätzliche Übung ist der so genannte Maulwurfgang: Wir atmen zwei Fingerbreit über dem Schambein von außen durch
die Haut, gehen dann durch den Unterbauch, passieren den Chipunkt und das obere Drittel des Kreuzbeines, durchstoßen die
Haut dahinter nach außen. Danach gehen wir den Weg zurück.
Im Liegen kann ich das gleiche machen.
Im Stehen und Gehen nehme ich die Füße dazu: Ich bilde ein Dreieck zwischen der der Ferse und den Wurzeln der großen und
kleinen Zeh und spüre von dort zur Erde hin. Später kann ich auch hier ein Tetraeder bilden, dessen Spitze im Fußrücken
liegt, da wo sich in den Kreuzigungsbilder von Jesus, der Nagel befindet.
Diese Übungen sind Teil der Erdungsübungen, die ich in den nächsten Wochen in dieser Webseite setzen werde. (Siehe auch
die Bücher von Hetty Draayer im Kösel Verlag.)
Aus dieser nun lebendig werdenden und integrierten Ebene des Leibes betrachten und erleben wir die nachfolgenden Situationen.