Martin Buber „Ich und Du“
Lambert Schneider Verlag (Auflage 1997)
Martin Buber ist für mich kein gewöhnlicher Philosoph, der über Logikakrobatik zu seinen Erkenntnissen kam. Er ist für
mich ein wissender Mystiker.
Damit beginnt für ihn die Problematik jedes Mystikers:
Es ist so gut wie unmöglich, das Wissen der Erkenntnisebene in Schriftsprache zu übertragen. Diese Problematik ist ihm
sicherlich bewusst gewesen:
Zitat S. 150 (Es geht um die innere Zuwendung zu einem alten Spruch): „Dazu muss er („Der Fragende…“) sich mit seinem
ganzen Wesen dem nicht vorhandenen Sprecher des vorhandenen Spruches zuwenden, … er empfängt nur die unteilbare
Ganzheit einer Gesprochenheit.“
-Ich wünschte mir, dass genau so meine Artikel gelesen werden.-
Mit diesen Hinweisen versucht er den Leser auf die Erkenntnisebene zu führen. Gleichzeitig gibt er Verhaltensanweisungen, die auch für mich unumgänglich sind.
Therapeut-Klient, Zitat S.155 „Durch Analysieren wird ihm (dem Therapeuten) manche Reparatur gelingen, doch die
Regeneration eines verkümmerten Personzentrums wird er nicht zu Werke bringen. Das vermag nur, wer mit dem großen Blick
des Arztes die verschüttete latente Einheit der leidenden Seele erfasst, und das ist eben nur von Person zu Person,
nicht durch Betrachtung und Untersuchung eines Objekts zu erlangen.“
Siehe auch: Selbstsein S.112 (Welthaftigkeit- Ichhaftigkeit)
Das gelebte „Ich und Du“ Martin Bubers entspricht im Wesentlichen meiner transpersonalen Ebene. Ich bin sicher, erst
wenn der größte Teil der Menschheit von dieser Ebene her leben sollte (und so die Ich-Es-Einstellung teilweise verlassen
hat), kann sie langfristig überleben.
Die mystische oder spirituelle Aussage des „Ich und Du“ ist eine der entscheidenden Grundlagen der gesamten
humanistischen Therapieformen. Sie ist der Gegenpart zum egomanen Kapitalismus westlicher Prägung, der im Begriff ist,
mit seinen technischen Auswüchsen, die naturhafte Welt zugrunde zu richten.
Sie ist allerdings auch der Gegenpart zu den modernen Esoterikern, die nur „ihre Erleuchtung“ als Ziel vor Augen
haben.
Leider ist die Sprache Martin Bubers antiquiert. Man muss sich die Inhalte schwer erarbeiten.
Sehr zu empfehlen sind auch seine Bücher, in denen er die „Chassidin“ romanhaft beschreibt.