Wie Oben So Unten

II. Urgeist und Bewusster Geist

1. Meister Lü sprach: Im Angesicht von Himmel und Erde gleicht des Menschenleben einer Eintagsfliege.
In der Sicht des Großen Tao sind selbst Himmel und Erde bloß eine Luftblase und ein Schatten. Allein der Urgeist, die Wahre Natur vermag Raum und Zeit zu transzendieren und zu überdauern.

Kommentar: Im diesem zweiten Kapitel beginnt der Verfasser die Verbindung zwischen dem wahren Geist (Tao) und dem menschlichen Geist (Bewusstsein) aufzuzeigen.
Zuerst wird der konkrete Mensch als Alltagswesen in seine Schranken gewiesen. Er wird auf seine Größe und Bedeutung in Raum und Zeit gestutzt: „Du bist eine Eintagsfliege in Raum und Zeit!“
Nur der wahre Geist vermag die Größe und Bedeutung von Raum und Zeit zu erkennen, denn er befindet sich jenseits davon.

2. Die Samen-Kraft folgt dem zyklischen Werden und Vergehen von Himmel und Erde und ist ebenfalls vergänglich. Aber auf dem Ur-Geist, dem Nicht-Endlichen beruht die Erschaffung des Himmels und der Erden.
Wenn der Tao-Sucher den Urgeist zu wahren vermag, dann transzendiert er das Leben über Yin-Yang hinaus und ist nicht mehr der dreifältigen Welt verhaftet. Diese Transzendierung ist nur möglich, wo einer seine wahre Natur erkennt. Eben diese Erkenntnis ist gemeint mit dem Ausdruck sein „ursprüngliches Antlitz“ schauen.

Kommentar: Selbst die Samenkraft (Chi), der Himmel, die Erde und die beiden Grundkräfte der Dualität in Schöpfung Yin-Yang sind dieser Vergänglichkeit verhaftet. Doch der Meister auf eine Möglichkeit und einen Hoffnungsschimmer hin: Auch du hast Zugang zu deinem ursprünglichen Antlitz.

3. Wenn der Mensch im Mutterleib empfangen wird, wohnt der Urgeist im Geviertzoll; der bewusste Geist aber wohnt in der Tiefe des Herzens. Dieses Herz aus Fleisch und Blut hängt wie ein großer Pfirsich im Leib, beschützt und beschirmt von den Lungenflügeln, gestützt von der Leber und den Eingeweiden.
Lebt man auch nur einen Tag lang ohne Nahrung, so leidet das Herz:
hört man etwas erschreckendes, so beginnt es wild zu schlagen;
hört man etwas Böses, so windet es sich in Qualen;
begegnet man dem Tod, wird es betrübt;
erblickt man Schönes, so lässt es sich blenden.
Der Himmelsgeist jedoch, der oben im Kopf wohnt – wie sollte der auch nur im Geringsten berührt werden.

Kommentar: Die Erkenntnis des „ursprünglichen Antlitzes“, befindet sich zwar von Anbeginn unseres Lebens hinter der Stirn (drittes Auge), doch der eigentliche Zugang befindet sich im mystischen Herzen. Das heißt für uns, dass wir uns mit den Befindlichkeiten des alltäglichen Lebens beschäftigen müssen und uns so als Bewusstsein „schulen“. Schulung bedeutet hier: In jeder Situation als Echo unsere Empfindungen wahrzunehmen und zu würdigen. Über die Empfindungen sind wir gleichzeitig in Kontakt mit Chi. So leben wir als Membrane zwischen Jenseits und Diesseits.

4. Du fragst: „Kennt der Himmelsgeist denn keine Bewegung?“
Das Wahre Denken im Geviertzoll, wie sollte das sich bewegen? Sowie Bewegung entsteht, so schwindet das Wunderbare Licht. Sogar im Augenblick höchster Stille, im Augenblick des Todes, ist noch Bewegung, und das wunderbare Licht erlischt. Wäre die Stille rein und lauter, würde das Licht sich kristallisieren zur Dharma-Gestalt, deren verborgene Kraft allmählich alles durchdringen und die natürlichen Triebe zu beherrschen begänne.
Dies ist das Geheimnis, das seit Jahrtausenden nicht mehr verkündet worden ist.

Kommentar: Hier wird der Weg aufgezeigt: Finde die Ebene der Stille in dir, dann leuchtet ein Licht in dir auf. Doch vor der Stille befindet sich nach meiner Erfahrung die Ebene des Raumes. Ihn gilt es als Bewusstsein zuerst zu erobern. Sonst drohen der noch nicht integrierten Persönlichkeit große Gefahren.

5. a) Das irdische Bewusstsein ist wie ein mächtiger Feudalstaat oder ein rauer General, der dem Himmlischen Herrscher hinterhergeht und dadurch schwächt, um die Macht selber an sich zu reißen. Geschieht dies lange genug, so gerät alles in größte Unordnung.

Kommentar: Hier wird auf die ständige Bewegung im Mentalen und Emotionalen hingewiesen. Durch diese Unruhe gewinnt der Himmlische Geist in uns keine Macht. Er kann nicht wahrgenommen werden und bleibt somit unbekannt. Das führt in den Meditationen zu unendlich vielen Irrtümern. Darum gilt es diesen beiden Ebenen in den ersten Jahren der Meditation vollste Aufmerksamkeit zu schenken.

b) Gelingt es aber, das Licht zu kristallisieren und dann den Palast des Urbeginns zu bewahren, so gleicht dies der Herrschaft eines Erhabenen auf seinem Thron.

Kommentar: Verweilt man in der Ebene der Stille flammt plötzlich ein Licht auf. Es ist für den in unserer Zeit im Alltag lebenden Menschen nicht möglich, dieses Licht dauerhaft zu kristallisieren. Doch die Gewissheit, dass es existiert, hilft uns dann es ahnend in seinen Auswirkungen auch im Alltag zuzulassen.

Das kreisende Licht der beiden Augen gleicht den Adjutanten zur Rechten und zur Linken, die beide ihrem Herrn von ganzem Herzen ergeben sind. Wenn so die innere Ordnung gesichert ist, wird keiner der wilden Helden umhin können, seine Lanze aus freien Stücken zu senken und um sein Leben zu flehen.

Kommentar: Wir müssen lernen mit den beiden inneren Augen im Körper zu schauen, nach einiger Zeit stellen wir fest, dass sich beide vereinigt haben. Dann schauen wir mit diesem vereinigten Auge und allmählich stellen wir fest, dass wir anders empfinden. Wir nehmen eine subtile Kraftmasse oder „Wogen“ in uns und um uns herum wahr. Überlassen wir uns dieser „Masse“ entdecken wir, dass wir einen bisher nicht gekannten Raum in uns wahrnehmen. Nun sind die Emotionen verschwunden und die Gedanken (die wilden Helden) sind still geworden. Die wenigen Gedanken entstehen zwar noch, doch wir sind nicht an ihnen beteiligt. Dann öffnet sich die Ebene der Stille in der das Denken einfach aufhören.

6. Das Tao des Elixiers wird durch das dreifache Geheimnis erlangt:
das Samen-Wasser,
das Geist-Feuer und
die Gedanken-Erde.

Das Samen-Wasser ist das Chi (die Schöpfungskraft) des Einen vor der Zeit.
Es ist die Grundlage des zu erschaffenden Elixiers.

Kommentar: Das Samen-Wasser ist der Raum des unteren Bauches einschließlich Steißbein und Sitzhöcker mit Damm; hinzu gehören natürlich die Hoden mit ihren Spermien und natürlich die Ovarien der Frau. Das Zentrum des Chi liegt im Chipunkt im Inneren des Körpers vor dem Kreuzbein. Hier liegt die Quelle unendlicher Energien (Chi, Prana, Ka, Od). Es ist die heilende, kosmische Energie, die uns immer zur Verfügung steht, wenn wir sie nur zulassen. Sie kann aber auch gefährlich und zerstörerisch werden (Wir überhitzen dann.), wenn wir uns nicht darauf vorbereitet haben.

Das Geist-Feuer ist Licht. Es bedeutet den Impuls (zur Erschaffung des Elixiers)-Yang

Kommentar: Es ist der Raum des Kopfes. Zentrum sind die beiden Hirnlappen (s. u. die Anmerkung ) und die beiden Drüsen (Hypophyse und Epiphyse).

Die Gedanken-Erde ist der Himmelsgeist im mittleren Palast. Sie ist die Substanz (des zu erschaffenden Elixiers)

Kommentar: Die Gedanken-Erde ist der gereinigte Brustraum mit dem mystischen Herzen (siehe auch unter 3.). Die Reinigung kann nur stattfinden, wenn wir den Mut entwickeln, uns auf die verdrängten psychischen Schmerzen der Vergangenheit einzulassen.

7. Es heißt, ein Menschenleib werde durch Gedanken erzeugt. Der Leib ist aber nicht bloß der sieben Fuß große Körper; in ihm birgt sich zudem die Yin-Seele. Die Yin-Seele haftet am unterscheidenden Bewusstsein und dessen Funktionen, und umgekehrt hängt das Entstehen des unterscheidenden Bewusstseins von der Yin-Seele ab.
Die Yin-Seele ist die Substanz des trennenden Bewusstseins.
So lange nicht unterbrochen wird, verwandelt die Yin-Seele ihre Inhalte ohne Unterlass durch immer neue Existenzen und Generationen hindurch.

Kommentar: Da dieses Buch aus einer meditativen Erfahrung heraus geschrieben ist, kann man die Aussagen und Anregungen eigentlich nur in Bildern vermitteln. Besonders nachvollziehbar ist es bei den „Begriffen“ Yin und Yang“:
Einmal sind sie Gegensätze.
Die Yin-Seele haftet am trennenden, unterscheidenden Bewusstsein und sie ist die Substanz dieses Bewusstseins. Wir Menschen leben in und als dieses Yin-Bewusstsein und so müssen wir immer alles bedenken, bevor wir handeln. Das macht es uns im Leben so schwer. Wir müssen alles kontrollieren und fühlen uns oft einsam und verlassen. Wir suchen und sehnen uns ständig nach Hilfe und können sie nicht annehmen, da wir uns dann kleiner vorkommen als der Gebende usw. Wir mühen uns ständig um Erfolge und ängstigen uns vor Misserfolgen.
Streben wir mit dem Yin-Bewusstsein dieser Schwere zu entkommen, versuchen wir natürlich etwas Unmögliches. Wir spielen Münchhausen. Zur Yin-Seele gehören unser normales Denken, Emotionen und Gefühle und der physische Körper. Außerdem gehören dazu die Ratio, unsere Mechanismen, Gewohnheiten und der Drang nachMacht.

8. Dann aber ist da noch die Yang-Seele. Sie ist im Geist enthalten.

Kommentar: Die Yang-Seele (Geist) hat nichts mit Denken zu tun. Sie ermöglicht das Erfassen von Situationen. Dazu gehören die großen Kunstwerke wie die Gedichte von Novalis, die Reden von Sokrates, die Kompositionen von Bach. Diese Künstler wirkten aus ihrer Yang-Seele heraus, darum sind ihre Werke zeitlos. Aber auch in uns zeigt sie sich häufig. Dazu gehört der Satz, den wahrscheinlich jeder schon einmal gebraucht hat: „Ich weiß nicht, wie ich darauf komme, aber könnte das nicht so oder so sein?“ Dann fragt der andere nach, und nun versucht das unterscheidende Bewusstsein (Yin) zu erklären, wie man auf diese Lösung gekommen ist, doch das ist unmöglich; damit verwässern wir die Erkenntnis. Ein anderer Ausruf könnte sein: „Mir kommt gerade eine Idee!“ Diese dürfen wir dann nicht hinterfragen. Wir müssen lernen den Zustand zu genießen, indem wir sind, wenn die Idee aufflammt. Also nicht auf die Idee starren (Yin-Bewusstsein) sondern die aufflammende Leichtigkeit genießen.

Tagsüber wohnt die Yang-Seele in den Augen;

Kommentar: Hier fällt mir der Künstler Beuys ein, der versuchte, unser Yin-Bewusstsein durch paradoxe Handlungen zu irritieren: Er hängte einen Stuhl an eine Wand!

Nachts aber in der Leber.
In den Augen wohnend, sieht sie;
in der Leber hausend, träumt sie.

Kommentar: Während des Träumens versucht die Yang-Seele die Verwirrungen, die die Yin-Seele während des Tages angerichtet hat, zu heilen. Nicht jeder Traum gehört dazu. Doch es gibt Träume, in denen sich die Yang-Seele durchsetzt und uns Yin-Menschen Erkenntnisse vermittelt, auf die wir im Wachzustand nie gekommen wären.
Träume sind die Wanderungen des Geistes; der die neun Himmel und die neun Erden im Augenblick zu durchmessen vermag.
Erwacht der Mensch, so ist er wieder dem Dunkel und dem Abgrund der Erscheinungen verfallen, er ist wieder Sklave der Yin-Seele.

9. Das Licht zirkulieren zu lassen, dient also
zur Stärkung der Yang-Seele, d.h. zur Erhaltung des Geistes,
zur Unterwerfung der Yin-Seele,
zur Unterbrechung des diskriminierenden Bewusstseins. (Kommentar: „Diskriminierend“ ist ein unglücklich gewähltes Wort. Gemeint ist „unterscheidend“.)
Um die vergängliche Welt zu überwinden, übten sich die Alten in der Methode, die Schlacken der Yin-Seele restlos wegzuschmelzen und so zum reinen Ursprung zurückzufinden.
Dies eben ist das Auslöschen der Yin-Seele und das Vollenden der Yangseele.

Kommentar: An dieser Stelle möchte ich eindrücklich darauf hinweisen, dass dieser Hinweis nur für Mönche geschrieben worden sein kann, denn die Yin-Seele in Gestalt des Ego wird sich gegen die Auslöschung berechtigter Weise wehren und der betroffene Mensch wird im Alltag viel Schmerz und Verwirrung ertragen müssen. Bevor man diesen Hinweis befolgen kann, müssen wir Zwischenschritte gehen, die Jahre dauern werden. Erst muss in uns eine Instanz „heranwachsen“, die ich Beobachter nenne. Diese Instanz ist nicht an den Zuständen der Yin-Seele beteiligt, nimmt sie aber detailliert war und gehört somit zur Yang-Seele.

10. Das Licht kreisen zu lassen ist das Geheimnis, welches das Yin auslöschen und die Yin-Seele unter Kontrolle bringt. Man braucht sich nicht darum zu bemühen und nicht zu sorgen, zum reinen Ursprung zurückzufinden; man halte sich einfach getreu daran, das Licht zirkulieren zu lassen.
Das Licht ist der Ursprung: Es zirkulieren zu lassen, bedeutet Rückkehr zum Ursprung.

Kommentar: Die Schlichtheit dieser beiden Sätze begeistern mich immer wieder. Doch ich möchte hier noch einmal darauf hinweisen, dass in dieser schlichten Anweisung ein große Gefahr droht, denn wenn wir diese Übung durchführen, ohne uns die neurotischen Anteile unserer Persönlichkeit anzuschauen, können wir in eine große Verwirrung geraten. Schlimmstenfalls sind wir nicht mehr alltagstauglich und können ein Stück verrückt werden.

Wird dies getreu geübt, so wird das Samenwasser steigen, das Geist-Wasser wird sich entzünden, die Gedanken-Erde wird sich festigen und kristallisieren und der Heilige Embryo kann geboren werden.
(Kommentar: Im ersten Kapitel habe ich über diese Begriffe schon etwas geschrieben. Neu ist der „Heilige Embryo“. Es ist natürlich das nun langsam sich entfaltende Licht in uns: die Goldene Blüte).
Der Skarabäus rollt seinen Ball aus Kot, in dem sich der Lebenskeim entwickelt. Das ist das Strömen des Geistes, das Werk des reinen Yang. Wenn sogar im reinen Kotball Leben erweckt werden kann, das seine Schalen sprengt, wie sollte da in unserm Herzen, wenn wir das Bewusstsein rein darauf konzentrieren, nicht der Geist-Leib, der Dharma-Leib zu entstehen vermögen.

Kommentar: Hier wird der Ort angegeben, an dem sich das Geheimnis manifestiert: dem Brustraum. Hier vereint sich das Chi des Beckens (Samenwasser) mit dem Chi des Kopfes (Geist-Wasser) und die gereinigte Gedanken-Erde zum Heiligen Embryo (der echten Liebe = Agape)!

11. Die eine wahre, wunderbare Natur wird geschieden in Yan-Seele und Yin-Seele, sowie sie sich in die Behausung des Vergänglichen senkt.

Kommentar: Das ist der Augenblick des Schöpfungsaktes. Es entstehen Raum und Zeit. Es ist die Ebene der Dualität, die im Heiligen Embryo wieder aufgehoben wird.

Die Yang-Seele gehört dem Bereich des Himmlischen zu, es ist Chi, die vitale und materielle Kraft, welche rein und leicht ist. Sie kommt aus der Großen Leere und ist ihrem Wesen nach identisch mit dem Uranfang.
Die Yin-Seele ist Yin zugehörig und zudem Chi, der vitalen und materiellen Kraft, welche schwer und trüb ist. Sie haftet am gewöhnlichen Bewusstsein.
Die Yang-Seele liebt das Leben,
(Kommentar: Sie kennt keinen Tod, da sie nicht zu Raum, Zeit und der Vergänglichkeit gehört).
die Yin-Seele dagegen ersehnt den Tod.
(Kommentar: Da sie erahnt, dass das, was sie sucht, in ihrem Bereich nicht zu finden ist).
Alle möglichen Wunschträume und Begehren sind Auswirkungen der Yin-Seele, d. h. Wirkung oder Bedingung des unterscheidenden Bewusstseins. Nach dem Tode lechzt sie nach Blut,
(Kommentar: Ist sie nicht gereinigt (zu Yang geworden) sucht sie ihre Erfüllung auf dem falschen Weg der Anhaftung).
im Leben aber erleidet sie schwere Not.
Yin gesellt sich zu Yin, denn Verwandtes zieht sich an.
Wenn aber der Tao-Sucher so lange die Yin-Seele bearbeitet, bis das Yin darin versiegt, so wandelt sie sich in reines Yang.

Kommentar: Dieser Hinweis ist wichtig: Yin darf nicht vernichtet werden, das geht gar nicht, sondern verwandelt!!! Dazu noch einmal mein Hinweis, dass ich diesem Bestreben alle Artikel dieser Website gewidmet habe.

 

Anm. 1

2500 Jahre vor Prozac

Michaela Simon   22.05.2003

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Buddhismus glücklich macht

"Extrem aufregend" findet der Philosophieprofessor Owen Flanagan [1] im New Scientist [2] vom kommenden Samstag die Forschungsergebnisse eines Wissenschaftlerteams an der University of Wisconsin-Madison [3]

Die Neurowissenschaftler haben sich mit Scantechniken wie PET (Protonen-Emissions-Tomographie) und funktionaler MRI-Bildgebung (Magnet Resonance Imaging) die Gehirne von Menschen angesehen, die seit Jahren nach der buddhistischen Lehre leben. MRI gestattet in Kombination mit speziellen Analyseprogrammen eine unmittelbare Bewertung der Morphometrie des gesamten Gehirns sowie einzelner subcortikaler Komponenten.

Die Wissenschaftler konzentrierten sich vor allem auf die Bereiche, welche wichtig für Emotion, Stimmung und Temperament sind, und konnten sehen, dass das "Glückszentrum" in der linken Hälfte bei ihren Versuchspersonen konstant hoch aktiviert war. Die positiven Effekte zeigten sich die ganze Zeit, nicht nur während Meditationen, und waren höher als bei jedem anderen Menschen, deren linke präfrontale Hirnlappen die Forscher bisher gescannt hatten.

Glücklich und angstfrei

Gleichzeitig widmen sich andere Forscher der Amygdala, einem Areal des limbischen Systems, das als zentral für die Angstkonditionierung angesehen wird. Ihre ersten Ergebnisse legen nahe, dass buddhistische Praktiken die Amygdala zähmen können; wer regelmäßig meditiere, sei wesentlich weniger schreckhaft und seltener frustriert. Owen Flanagan sieht ganz neue Möglichkeiten bei der Bekämpfung von Depressionen: Wir können nun mit einiger Zuversicht die Behauptung aufstellen, dass diese so ruhig und glücklich wirkenden buddhistischen Seelen, denen man an Orten wie Dharamsala in Indien - wo auch der Dalai Lama zuhause ist - begegnet, wirklich glücklich sind. Hinter diesem ruhigen Äußeren verbergen sich linke präfrontale Hirnlappen, die in ständiger verspielter Bewegung sind. Wenn diese neuen Ergebnisse sich in großem Rahmen bestätigen lassen, werden sie von immenser Bedeutung sein
Links

[1] http://www.owenflanagan.com
[2] http://www.newscientist.com
[3] http://www.wisc.edu

Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/lis/14854/1.html