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Das Loslassen, die Gestalt und die freifluktuierende Energie

Freude, Kraft, Neugierde sind frei fluktuierende Energien.
Alles, was mir begegnet, was ich wahrnehme und auf was ich mich beziehe sind Formen und Gestalten. Durch die Art meiner Wahrnehmung, Begegnung und meiner Beziehungsfähigkeit schaffe ich mir meine Realität.
Optimismus ist Anerkennung dieser Realität.
Depression ist Verneinung der Realität.
Realität hat für den durch Meditation nicht geschulten Menschen immer mit Gestalten und Formen zu tun. Doch diese binden die freifluktuierenden Energien. Ein Teil der potenziellen Energien stehen ihm dann nicht mehr zur freien Verfügung.
Demnach sind seine Freude, Kraft und Neugierde verringert. Doch er anerkennt halb bewusst, dass sich die Formen und Gestalten verändern und so bleibt für seine Lebensfreude genügend Energie übrig. Er ist ein Optimist.

Bei der Depression erkenne ich die Formen und Gestalten nicht an. Ich möchte sie nicht so wie sie sind, weiß aber nicht genau, wie ich sie haben will und verliere mich dabei in einen Dunst, sodass mir weder die Gestalten und Formen, noch die freifluktuierenden Energien zur Verfügung stehen. Ich befinde mich im Niemandsland.
Eine zweite Gefahr droht, wenn ich mich mit zu vielen Gestalten und Formen überschwemmt fühle, oder wenn sie nicht deutlich und greifbar werden. (Das ist oft bei Lehrern/Innen der Fall.) Dann ziehe ich mich in die Depression zurück; manche nennen es "Burn out". Das klingt besser als Depression.

Zwischenbilanz:
Wir haben auf der einen Seite die freifluktuierenden Energien und auf der anderen den Drang nach Bindung und Festhalten.
Den freifluktuierenden Energien entspricht das Erlebnis und die Erkenntnis des Raumes, des Nichtgestalteten. Wir müssen als Meditierende erkennen, dass die Weite des inneren Raumes die eigentliche Realität ist. Wir sehen dann zwar die Gestalten und Formen ebenfalls als Realität, doch sie sind nur Ausdruck der Realität des nichtgestalteten inneren Raumes.
Anerkennen wir dies nicht, dann binden wir die freien Energien aus Unkenntnis. Wir schaffen unsere Probleme, indem wir uns an diese Formen und Gestalten klammern und aus Gewohnheit bei ihnen Sicherheit suchen. Diese Sicherheit bieten sie uns jedoch nicht, denn jede Form unterliegt immer der Veränderung und hat das Programm der Auflösung in sich. Das ist ein unumstößliches kosmisches Gesetz.
Wenn wir auf unser Leben zurückblicken, erkennen wir diese Veränderungen und finden sie eventuell sogar als Befreiung. Aber auf die Gegenwart bezogen verleugnen wir sie. So rauben wir uns ständig Freude und Kraft.
In der Neugierde liegt die Veränderung offen da. Denn bin ich neugierig, habe ich die Bindung an das Gegebene gelockert und öffne mich dem Neuen, das ich durchdringen möchte. Nun besteht die Gefahr, dass ich aus dem Neuen ein Festgehaltenes mache und schon sind wieder die freigewordenen Energien gebunden.
Das, was wir in der Meditation oft als Loslassen bezeichnen, ist also kein aktives Loslassen, denn das geht nicht. Es ist ein Erkennen, dass alles Gestaltete vergänglich ist und dass die eigentliche Realität das Ungeschaffene ist.

Oder anders ausgedrückt:
Die Realität liegt in der Kraft der noch nicht gestalteten Energie, also in der Freude.