Wir müssen einsehen, dass viele Gedanken nicht unsere Gedanken sind, sondern Gestalten des Gehirns. Diese Gestalten produziert das Gehirn, nach von der Natur (oder Schöpfung!) festgelegten Kriterien.
Beweis: Man kann es auch daran erkennen, dass wir als Meditierende nicht in
der Lage sind, mental bei einer Übung zu bleiben. Am deutlichsten ist es
bei drei Übungen:
1. Zähle die Atemzüge von 1 bis 11 und zurück, usw. Wir bleiben
dabei in der Wahrnehmung des Körpers!
2. Nimm ein Mantra und visualisiere es. Versuche beim Sprechen und gleichzeitigen
Visualisieren zu bleiben!
3. Wir legen oder setzen uns für eine halbe Stunde hin und versuchen, so
exakt wie möglich, die letzten Beschäftigungen zurückzuverfolgen
z. B.: Wir haben einen Spaziergang gemacht oder Geschirr gespült. Wir sollten
uns im Nachhinein genau zu erinnern versuchen, was wir wahrgenommen und wie
wir es gemacht haben.
Wir werden feststellen: Die Gedanken kommen und gehen, obwohl wir uns eine
genaue Aufgabe gestellt hatten. Doch es ist nicht möglich, durchgehend
bei der gestellten Aufgabe zu bleiben. Ständig mischen sich andere Gedankenformen
dazwischen und diese „versuchen“, uns von selbst gestellten Aufgabe
abzulenken. Ein Kritiker könnte hier anführen, dass wir uns einfach
zu wenig konzentrieren, doch genau darin liegt ja die Schwierigkeit, denn in
der Meditation geht es um ein sich auf die Übung einlassen und nicht um
Konzentration. Diese ist an diesem Platz völlig falsch. Sämtliche
Übungen sind als Schlüssel für einen neuen Raum zu betrachten
und demnach nicht das Ziel.
Es ist die Aufgabe des Gehirns, selbstständig, ohne unser Zutun, Lösungen
zu finden. Dass dies oft in sinnlose Gedankenketten ausartet, hat psychische
Ursachen.
Eine Frage müsste sich hier jeder stellen:
Wer ist es, der sich vornimmt, eine der drei Aufgaben zu bewältigen, und
wer pfuscht ständig dazwischen? Dies zu untersuchen, ist eine der schwierigsten
Aufgaben der Meditation!
Ohne dieses Phänomen genau untersucht zu haben, kann man nicht behaupten,
ernsthaft meditiert zu haben.
Wer ist es auch, der wütend oder verzweifelt ist, dass keine Beherrschung
des Mentalen auf absehbare Zeit möglich wird?
Wer nimmt die Wut oder Verzweiflung wahr?
Wir im Alltag Lebenden müssen einen Umweg gehen!
Als Erstes geht es darum, zu akzeptieren, dass es ein Leben hinter dem Denken
gibt. Das ist für die Menschen unserer Kultur nach meinen Erfahrungen nur
sehr schwer nachzuvollziehen.
Als nächstes müssen wir damit beginnen, unsere Gedankenkomplexe zu
beobachten und zu prüfen. Wir werden feststellen, dass es nur wenige Komplexe
sind, die immer wieder auftauchen: z. B. Beruf, Familie, Freunde.
Als Zweites untersuchen wir den emotionalen Gehalt, aus dem diese Gedanken gesteuert
werden: z. B. Freude, Wut, Trauer, Eifersucht.
Beobachten heißt hier: Wir betrachten, während
wir von eins bis elf und zurück zählen, den Inhalt der ständig
aufkeimenden Gedanken. Wir untersuchen, welche Lebensbereiche unser Gehirn besonders
oft beschäftigen. Vielleicht zeichnen wir nach den Meditationen ein Schaubild,
in dem wir die verschiedenen Bereiche aufgliedern.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir gleichzeitig eine der oben
genannten Übungen machen. Geschieht das nicht, vermischen sich die vom
Gehirn erzeugten automatischen Gedanken mit den von uns selbst produzierten
Gedanken.
Im ersten Schritt erkennen wir: Wir können nicht nicht-denken. Im weiteren Schritt geht es darum, zu erkennen und zu realisieren, dass wir das Entstehen und Vergehen unserer Gedanken beobachten können. Doch wer oder was beobachtet? Das Denken selbst kann sich nicht beobachten. Also müssen wir eine Instanz in uns haben, der dies möglich ist. Diese Instanz gilt es zu finden. Dies ist für mich die Empfindungsebene, die ich schon in vielen meiner Artikel erwähnt habe und die wir mit Hilfe der unter „CDs“ und „Erden“ bezeichneten Artikel finden können. Gelingt es uns - mit den Jahren - uns ganz mit der Empfindungsebene zu identifizieren, erkennen wir, wie heilend es ist, wenn wir -als Bewusstsein- in das Nichtdenken eindringen. Wir erkennen auch erschrocken, welche Macht diese Gedanken auf uns haben und wie erschöpfend es ist, ständig diesen Gedanken ausgeliefert zu sein.
Eigentlich beginnt jetzt erst die Meditation, der WEG. Vorher waren wir auf dem Wege zum WEG.