Der Laut AUM = OM
Wenn unter Nichtmeditierenden über Meditation gesprochen wird, so scheint
sich in unserer Gesellschaft ein typisches Erkennungsmerkmal dafür besonders
durchgesetzt zu haben: das OM gleich OOOOOM. Diese naiv anmutende Vorstellung
beruht natürlich auf Unwissenheit und Klischees.
Jahrtausendelang war dies ein absolut heiliges Wort. Warum dies so war, wird
hoffentlich im Laufe des Artikels deutlich. Es durfte kaum laut ausgesprochen
werden und wurde nur weitergegeben, indem es vom Meister in das Ohr des würdigen
Schülers geflüstert wurde. Doch schon seit Jahrzehnten wird dieses
Wort ohne Ehrfurcht benutzt, und selbst in einem Reklamespot habe ich es bereits
gehört.
Da es so populär geworden ist, nehme ich mir hier die Freiheit heraus,
die Wirkung dieses heiligen Wortes so nüchtern wie möglich, von unserem
westlichen Denken her, zu betrachten.
Das Wort O M steht eigentlich für den Laut A-U-M
Wenn wir dieses Wort genauer betrachten, ist es kein Wort, sondern ein Laut:
- Wir öffnen den Mund und die Kehle und geben dem herausströmendem
Atem einen Ton: Es erklingt ein weiches AAAAAAAAAAAA.
Der Mund ist weit geöffnet.
- In Zeitlupe schließen wir den Mund, und aus dem AAA wird ein AU.
Das „AU“ massiert den Gaumen.
- In der dritten Stufe verklingt das AU und ein UUU bleibt übrig.
Das „UUU“ dringt in tiefem Laut wie ein Nebelhorn bis in den Unterleib.
- Legen wir schließlich die Lippen aufeinander, so bleibt ein summendes
MMM übrig.
Wir erlauben dem „MMM“ durch den ganzen Körper zu schwingen.
Ist man unruhig oder verspannt, sollte man das AUM mehrmals in einem Atemzug
sprechen. Ist man ruhiger geworden, kann man es einmal während eines Atemzuges
erklingen lassen, auch wenn er sehr lang ist. Bei Letzterem ist es jedoch wichtig,
dass wir während
des Sprechens unsere Sitzhöcker beim Sitzen oder unsere Fußsohlen
beim Stehen wahrnehmen. Dann fließen die freiwerdenden Energien nicht
in oder über den Kopf und überhitzen ihn, sondern bringen den ganzen
Körper in eine höhere Schwingung.
Ich habe nicht umsonst meine Webseite unter das erste Gesetz des ägyptischen
Meisters Trismegistos gestellt: wie oben so unten. Das bedeutet,
alles entspricht einander. Es gibt keinen Unterschied zwischen oben und unten,
hier und da, usw.
Das bedeutet für die eben erwähnte Methode: Raum ist Raum. Auf der
meditativen Ebene gibt es keinen Unterschied zwischen einem riesig großen
und einem winzig kleinen Raum. Nur der Verstand ordnet sie, auf Grund unserer
Sinne, als groß oder klein ein. So möchte ich hier behaupten, dass
im Klang des AUM nach der oben angeleiteten Methode, sich der gesamte Kosmos
widerspiegelt. Dies aber nur, wenn wir uns als Bewusstsein mit dem Raum
unseres Mundes und dem Klang des Lautes identifizieren.
Das heißt: Wir begeben uns als Bewusstsein in den Mundraum, sammeln uns
dort und überlassen uns der Schwingung dieses Urlautes.
Warnung:
Diese Übung sollten wir nur vom Geerdet-Sein (siehe „Erden“
unter „Meditation“) aus durchführen, damit die uns bisher unbekannten
Energien nach unten abfließen können. Wir dürfen nicht zu schnell
vorgehen, um nicht von freiwerdenden Emotionen überschwemmt zu werden.
Immer daran denken: Das AUM ist ein mächtiger Laut.
Was ist dabei zu beachten?
- Nacken
Wir sprechen das AUM mehrmals während eines Atemzuges und leiten
die entsprechende Schwingung durch den Nacken hinaus.
Wirkung: Da unsere Lebensweise in uns unendlich viele Unsicherheiten und Ängste
in uns erzeugt, sind wir im Nacken immer verspannt. Diese Verspannung pflanzt
sich mit der Zeit bis in das Klein- und Stammhirn fort. Dadurch werden die
Grundfunktionen unseres Lebens (die dort geregelt werden), wie Atmung, Verdauung,
usw. beeinträchtigt. Durch die feine Schwingung des AUM werden sie wieder
belebt. Das äußert sich dadurch, dass wir sehr schnell zu gähnen
beginnen. Dieses Gähnen zeigt die um sich greifende Öffnung (Entspannung)
an. Dies nutzen wir wieder, indem wir uns erlauben, herzhaft zu gähnen.
Durch das Gähnen öffnet sich wiederum der Hinterkopf ein wenig mehr,
und das AUM kann noch stärker wirken. Gleichzeitig reagiert die Muskulatur
des Nackens, indem sie ihre ursprüngliche, entspannte Form einzunehmen
„versucht“. Wir erlauben es ihr. Wir merken, dass wir durch die
nun einströmenden Chikräfte im Kopf immer frischer und klarer werden.
- Brustraum
Wir stellen uns die Kehle als kleinen See vor, der durch die Schwingung
des AUM auf seiner Oberfläche in Bewegung gerät. Diese Bewegung
pflanzt sich im Laufe von Wochen(!) immer tiefer in Richtung des Seebodens
(Brustraum) fort. (Bedingung: Wir müssen sehr geduldig, sanft und behutsam
vorgehen, sonst tritt die gegenteilige Wirkung ein.) Allmählich senken
wir die Oberfläche des Sees tiefer in die Kehle hinein, sodass sie schließlich
am unteren Ende des Kehlkopfes stehen bleibt. Hier befindet sich das Kehlchakra,
das die Wirkung des AUM besonders verstärkt.
Hinweis: Das „A“ und „AU“ wird dann fast gurgelnd
gesprochen.
Wirkung: Viele neurotische (also unnötige) Emotionen und Gefühle
lösen sich in nichts auf. Die dabei freigesetzte Energie steht uns nun
zusätzlich zur Verfügung, und so fühlen wir uns freier und
können wesentlich stärker durchatmen. Das Zwerchfell entspannt sich,
und unser Atem wird tiefer und mobilisiert neue Kräfte, die uns vom Unterbauch
her zufließen. Außerdem wird die mächtige Nackenmuskulatur
an der Wurzel (zwischen den Schulterblättern) gelöst. Dadurch schmelzen
die „energetischen Brocken“ (Verdrängungen), die sich im
Laufe der Jahre im gesamten Brustraum gebildet haben. Der Brustraum wird wirklich
als Raum erlebt, und wir können mit Hilfe dieser inneren Weite mit anderen
Menschen in intensiveren Kontakt treten.
- Zwerchfell (Sonnengeflecht)
Entscheidend für die Gesamtwirkung des AUM ist die Lockerung
des Zwerchfells. Die Bedeutung des Zwerchfells in der Meditationsarbeit kann
nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn an dieser Stelle entscheidet
es sich, ob wir zweigeteilt bleiben oder eine Einheit werden. Im Zwerchfellbereich
sitzt der Überlebenswille des Egos. Leben wir aus dem Zwerchfellbereich
(Sonnengeflecht) heraus, stimmen alle erforschten Bereiche der Psychoanalyse:
Übertragungen, Verdrängungen, usw. Wir sind dann ein Spielball der
emotionalen Kräfte und des naturhaften Denkens. Das bedeutet: Wir werden
gedacht (unser Gehirn produziert selbstständig die Gedanken) und sind
unseren Emotionen ausgeliefert!
Erlauben wir aber dem Zwerchfell, während wir das AUM sprechen, nachzugeben,
so hat dies eine ungeheure Wirkung über die Atmung auf unseren Gesamtzustand.
Diese Wirkung möchte ich hier nicht näher definieren, um nicht besonders
zielorientierte, eifrige Meditierende zu gefährden. Ich überlasse
es dem Forschungsgeist des Einzelnen.
Nur ein Hinweis sei mir gestattet: Der „Erfolg“ zeigt
sich erst nach monatelangem Üben. Wobei ich auch hier eine Warnung aussprechen
möchte: Wer das AUM zu häufig spricht und nicht gleichzeitig die
Erdung übt, gefährdet seinen geistigen Zustand!!! Nicht die Häufigkeit
des AUM-Sprechens ist entscheidend sondern die Intensität.
- Zunge und Gaumen
Die Zunge hat einen unmittelbaren Bezug zum Damm, dem untersten Chakra
der Inder, dem Erdchakra. So dass sich die sanfte Bewegung der Zunge (beim
Sprechen des AUM) durch das gesamte Zentrum des Körpers bis zum Damm
hin ausbreitet. Da die Mitte unserer Wirbelsäule sich wesentlich tiefer
im Körper befindet, als wir oft wissen, wird auch sie und ihre Nervenbahnen
in Schwingung versetzt und „massiert“. Das hat natürlich
wieder Rückwirkungen auf sämtliche Organe und das Gehirn.
Der Gaumen, besonders der hintere Teil, ist das Tor für das oberste Chakra,
dem tausendblättrigen Lotus. In dem sich wiederum alle anderen Chakras
spiegeln. Dadurch werden alle tiefen und tiefsten Schichten unserer Persönlichkeit
durch das AUM aufgeweckt und aktiviert. So kommt es, dass wir uns nach dem
Sprechen des AUM immer erfrischt fühlen.
Erster Hinweis:
Nicht umsonst raten die Tibeter beim Meditieren die Zungenspitze
an den Gaumen zu legen und den Mund leicht geöffnet zu lassen.
Zweiter Hinweis:
Das „A“ muss als gähnendes A gesprochen werden.
Das heißt, der Mund ist weit geöffnet, wesentlich weiter als beim
normalen Sprechen.
- Lippen
Das Summen des „M“ nach dem Schließen des Mundes
pflanzt sich bis in die Knochen des gesamten Schädels fort und weckt
auch sie. Wir sollten jedoch darauf achten, dass wir dieser Schwingung mit
der Zeit erlauben, sich in das gesamte Knochengerüst des Körpers
fortzusetzen. Dies wirkt wie ein Jungbrunnen. Darum ist es wichtig, mit dem
Empfindungsbewusstsein gleichzeitig in den Sitzhöckern bzw. den Fußsohlen
zu sein.
Hinzu kommt, dass sich die Lippen und die Kiefer entspannen und die darin
eingefleischten Aggressionen und Ängste aus alten Verletzungen dahin
schmelzen.
Das Folgende ist nicht übertrieben: Lippen und After spiegeln sich. Ein
zusammengekniffener Mund deutet immer auf einen zusammengekniffenen After
hin. Große Ängste, bis hin zur Todesangst, sind die Ursache. So
wird sich, mit der Entspannung der Lippen, auch der Ringmuskel des Afters
allmählich entspannen. Allerdings werden diese Ängste nicht einfach
verschwinden. Wir erhalten vielmehr die Chance, diese Ängste anzuschauen,
uns ihnen zu stellen und sie somit zu überwinden.
Die Artikel dieser Webseite unter „Persönlichkeit“ sind unter
diesem Gesichtspunkt geschrieben. Jeder möge sich besonders an diesem
Punkt der Entwicklung davon anregen lassen.
Hinweis: Das „M“ muss lange nachschwingen, dann
wird es auch nachträglich seine Wirkung fortsetzen.
Möglichkeiten der gezielten Anwendung
Das AUM und anstrengende Autofahrten
Um Zweifler zu überzeugen, mögen sie folgenden Versuch starten:
Sprecht das AUM bei anstrengenden Autofahrten mehrmals gurgelnd während
eines Atemzuges. Sprecht es so, wie unter „1“ angeleitet, durch
den Nacken hinaus. Beobachtet dann, in welchen Zustand ihr losgefahren seid
und in welchem Zustand ihr ankommt.
!!Entscheidend ist es, das AUM beim Autofahren mehrmals während
eines Atemzuges zu sprechen sonst tritt eine Trance ein und diese können
wir auf den Straßen nicht gebrauchen!!
Für Eltern eines Babys und Kleinkindern
Den Eltern von kleinen Kindern möchte ich empfehlen, das AUM öfters
kraftvoll und auf jeden Fall auf oben empfohlene Weise zu intonieren. Die Kinder
werden es ihnen auf ihre Weise danken!
Wesentlich intensiver als das laute Sprechen wird mit der Zeit das
als Hingabe „gedachte“, schweigende, als Körper gesprochene
AUM sein.