(Text vom 21.02.2003)
Auf dem Weg zur Erdung ( als Bewusstseinswesen ) kommen wir an einigen Überraschungen
nicht vorbei. Das hängt natürlich davon ab, wie ernsthaft wir diesen
Weg gehen. Es reicht mir als Meditationslehrer, dass sich die meisten der Meditierenden
stärker im Becken und darunter orientieren. Dadurch sind sie im Alltag
emotional stabiler und mental klarer.
Sie nehmen schneller wahr, wie sich die Energie im Becken zu einer der Persönlichkeit
und Situation entsprechenden Emotion verwandelt. Das soll heißen, sie
werden von den eigenen Emotionen nicht mehr so beherrscht. Sie können dann
entscheiden, ob sie der Emotion freien Lauf lassen oder sie nicht nach außen
ausdrücken (ohne sie zu verdrängen und kontrollieren zu müssen).
Diese Menschen sind dann auch mental stabiler, denn die alten Vorstellungen
-durch die sich automatisch bildenden Emotionen - entstehen nicht mehr.
( Viele Artikel dieser Webseite im Bereich "Persönlichkeit" und
"transpersonaler Mensch" beschäftigen sich mit diesem Phänomen.)
Dadurch hören diese Menschen genauer zu und erkennen objektiver, was der
andere sagt. Sie sind auch nicht mehr gezwungen, sofort zu reagieren. In der
Sekunde, die wir dann gewinnen, arbeitet das Gehirn - angeregt von den emotionalen
Energien - um ein Vielfaches schneller und komplexer und produziert keine Vorstellungen
sondern logische Gedankenfolgen. Hinzu kommt, das beim Aussprechen der Gedanken
ein neutrales, eben kein emotionales, Energiefeld zwischen den diskutierenden
Menschen gebildet wird. Dadurch werden beim Gegenüber keine zusätzlichen
Emotionen wachgerufen. Bei beiden Menschen kann sich Ge-lassen-heit einstellen.
Diese Stufe nenne ich - Ich bin ich.
Doch das Erden geht noch wesentlich weiter!
Hierzu müssen wir uns in unserem Bewusstsein so verfeinern, dass wir lernen,
den physischen Körper zu durchdringen. Darum nenne ich diese Bewusstseinsstufe
Empfindungsbewusstsein. Nun begeben wir uns in die Ebene des Feinstofflichen,
der eigentlichen, geistigen Ebenen. Da diese Ebenen für uns Menschen des
Westens so fremd sind, brauchen wir auf jeden Fall von diesem Moment an Hilfe
durch einen erfahrenen Meditationslehrer. Sonst geraten wir in unnötige
Ängste und blockieren somit unseren Fortschritt.
Ich nenne diese Ebene - Ich bin, denn die persönlichen Befindlichkeiten
spielen dann nur noch eine untergeordnete Rolle.
Von dieser Ebene her können wir frei nach außen (und zum Außen gehören dann auch die eigenen Gedanken und Emotionen) und nach innen schauen. Nach innen schauen heißt, in "tiefere" geistige Ebenen, ohne uns darin zu verlieren. Diese Ebenen wirken dann "in uns" und wirken sich ohne unser Zutun nach außen aus. Darüber werde ich nie schreiben, denn das ist müßig, da unverständlich. Außerdem gibt es darüber genug Literatur.
Hier nur einige Wirkungen auf dem Weg vom Ich bin ich zum Ich bin:
Durch die Verdrängungsmechanismen werden von Kindheit an immer mehr Bereiche
des physischen Körpers mit weniger Energie versorgt. Dringen wir mit unserem
Empfindungsbewusstsein in diese Bereiche ein, so werden sie neu belebt. Dies
bedeutet aber auch, dass die verdrängten Schmerzen - es sind immer Schmerzen
- wach werden. Die Verdrängung hat ja den Sinn, dass diese Bereiche für
unser Bewusstsein nicht zugänglich sind. Die subjektiv nicht verarbeitbaren
Leiden der Vergangenheit wurden darin isoliert. Diese Bereiche liegen seitdem
in der Kälte, wie Hetty Draayer es nannte. Diesen Ausdruck finde ich sehr
passend.
Das, was sich in der Muskulatur als Verspannung äußert, zeigt sich
in den weicheren Bereichen unseres Körpers als Kälte. Der Volksmund
hat dies klar erkannt. "Das ist ein kalter Mensch" heißt demnach
"Er ist nicht mehr in der Lage mitzufühlen" = zu fühlen.
Er ist nicht nur in der Muskulatur verspannt, sondern auch in der körperlichen
Tiefe, z. B. in den Organen. Das geht so weit, dass man in der Esoterik von
den "lebenden Toten" spricht: Das Vitale hält den Menschen noch
lebendig, doch die geistigen Ebenen, die eigentlich menschlichen, sind völlig
blockiert. Da findet keine Bewegung, kein Fließen mehr statt. Auf der
subjektiven Ebene sind diese Menschen zu beneiden, denn sie werden von keinen
inneren Problemen mehr bewegt. Doch objektiv sind sie wirklich tot.
Nun zurück zu dem, was kommen kann:
Da für mich dieser Meditationskomplex äußerst wichtig ist, möchte
ich mich wieder ein wenig "outen" wie es heute so schön heißt,
denn den subjektiven Berichten zu folgen, fällt dem Leser wahrscheinlich
leichter, als wenn ich das Ganze in einem "objektiven" Bericht verschlüsselt
anbiete.
Ich bin Jahrgang 1938. Das heißt, die gesamte Kriegs- und Nachkriegszeit
(Vertreibung) hat sich mir eingeprägt. Natürlich agierte ich aus dieser
Prägung heraus, bis ich diesen Weg begann. Auf alten Bildern von mir kann
man diese Wandlung noch erkennen. Bis zur Pubertät war ich ein energetisch
offener Mensch, doch subjektiv natürlich voller Ängste. In mir war
ein unbändiger Drang, die Welt zu erfassen: Ob Geschichte, Literatur, Politik,
Geographie oder Biologie, ich saugte alles in mich hinein. Ich besuchte regelmäßig
die Messen, obwohl meine Eltern nie die Kirche betraten.
Dann besuchte ich die Abendschule, und in dieser Zeit entstand eine Wandlung:
Ich wurde verschlossener, enger, härter. Hart auch mir gegenüber.
Durch Beziehungproblematiken zog ich mich immer mehr von der Welt zurück.
Ich isolierte mich. Natürlich stellten sich auch Krankheiten ein. Durch
einen Zufall geriet ich mit meinem damaligen Kollegium in eine Therapiesituation.
In dieser Stunde brach der alte Rudi durch diese tote Schicht hindurch, und
mein Weg der Reorganisation begann. Schritt für Schritt wurde diese Schicht
in Therapien aufgelöst. Doch an die eigentlichen, verdrängten Bereiche
kam ich erst durch meine Meditationsarbeit bei Hetty Draayer heran. Denn nun
bekam der Körper seine "Chance".
Hier zwei Beispiele:
1. Irgendwann wurde mir erschreckend bewusst, wie eiskalt mein Blasenbereich
war. Es war eine Kälte, als würde ich nackt auf dem Nordpol sitzen.
Als Folge stellten sich auch furchtbare Nierenschmerzen ein. Hätte ich
nicht dieses unabdingbare Vertrauen in Hetty Draayer als Seherin gehabt, wäre
ich sicher von Arzt zu Arzt gelaufen. Sie konnte mich beruhigen. Ich spürte
auch Schritt für Schritt, wie Leben in diesen Körperbereich kam und
ich mich insgesamt lebendiger fühlte. Um keine Illusion zu erzeugen: Dieser
Prozess dauerte Monate.
Was war geschehen?
Ich hatte die Ängste der Erwachsenen während der Kriegszeit und der
Vertreibung zu meinen eigenen gemacht. Da diese Ängste für ein Kind
nicht zu verarbeiten sind, hat sich automatisch der Zugang zur Erde verschlossen.
Das Leben, wie es ist, konnte für mich als Kind so nicht angenommen werden.
Ich flüchtete auch innerlich in die Vorstellungen. Durch die von mir ernsthaft
durchgeführten Übungen wurden diese abgekapselten Bereiche wieder
lebendig und somit auch der Schmerz.
2. Im Laufe meiner Entwicklung entdeckte ich, dass wir in unserem Empfindungsbewusstsein
unglaublich verfeinert werden können. Selbst die Knochen sind dann kein
Hindernis mehr. Im Nachhinein ist dies sehr positiv, jedoch entwickeln wir in
der Übergangsphase oft große Ängste.
Meistens entsteht aus diesen Ängsten die Frage: "Was geschieht mit
mir?" Viele hören in dieser Zeit aufgrund dieser Ängste mit der
Meditation auf oder bleiben vor dieser Verwandlung stehen. Auch bei mir gab
es dieses Entsetzen, und ich weiß heute noch, dass ich diese Angst auf
Hetty Draayer projizierte: "Was macht die mit uns?"
Aber erst, wenn wir diesen Schritt wagen, kommen wir zu dem, was das erste große
"Ziel" ist: Wir sind als Bewusstseinswesen endlich auf der Erde angekommen.
Jetzt erst bewohnen wir den Körper. An dieser Stelle fällt mir immer
der bekannte Spruch Goethes ein: "Zwei Seelen wohnen in meiner Brust, die
eine zieht mich himmelwärts, die andere
.." Nun sind die beiden
Seelen vereint. Wir sind nicht mehr zerrissen und gespalten. Wir können
unser Leben leben.
Dies soll erst einmal genügen. In anderen Artikeln werde ich diese Phänomene in den nächsten Jahren immer wieder aufgreifen.
Noch etwas:
Man braucht keinen Krieg erleben, um in diese Verdrängung zu geraten!